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Humulen: Der Entzündungshemmer

Was ist Humulen?

Chemische Struktur und botanische Herkunft

Humulen (auch: α-Humulen) ist ein bicyclisches Sesquiterpen mit der Summenformel C₁₅H₂₄. Es gehört zu den sogenannten ungesättigten Kohlenwasserstoffen, die in vielen ätherischen Ölen enthalten sind. Die Substanz wurde erstmals im Hopfen (Humulus lupulus) identifiziert – daher auch der Name. Humulen ist isomer zu β-Caryophyllen, unterscheidet sich jedoch strukturell und pharmakologisch in seiner Wirkung [1].

Als lipophiler Naturstoff ist Humulen leicht flüchtig und zeichnet sich durch ein holzig-erdiges Aroma mit leicht würzigen Noten aus. In der Bierherstellung ist es wesentlich am typischen Hopfengeruch beteiligt. Neben Hopfen ist es auch in Basilikum, Salbei, Ginseng, Koriander und in bestimmten Sorten von Cannabis sativa L. zu finden [2].

Vorkommen in Hopfen, Cannabis und anderen Pflanzen

Humulen ist ein weit verbreitetes Terpen pflanzlichen Ursprungs. Besonders hohe Konzentrationen finden sich in:

  • Hopfen (Humulus lupulus): Dort ist es maßgeblich für den bitter-herben Duft verantwortlich.
  • Cannabis: Sorten mit ausgeprägtem „Pinien-Wald“-Profil weisen oft signifikante Humulen-Gehalte auf.
  • Heilpflanzen: Auch in traditionell genutzten Pflanzen wie Ginseng, Salbei und Ingwer kommt Humulen vor.

In der Cannabispflanze liegt Humulen meist in geringeren Mengen vor als Myrcen oder Limonen, spielt jedoch eine wichtige Rolle im Zusammenspiel mit anderen Terpenen und Cannabinoiden [3].

Unterschied zu verwandten Terpenen wie β-Caryophyllen

Obwohl Humulen und β-Caryophyllen chemisch isomer sind, unterscheiden sie sich funktional erheblich. Während β-Caryophyllen als selektiver CB2-Rezeptor-Agonist gilt, ist eine solche Affinität für Humulen bislang nicht belegt [4]. Dennoch zeigen beide Terpene entzündungshemmende Wirkungen – vermutlich über andere Rezeptor- und Signalwege. Ihre Kombination in Cannabissorten wird aufgrund möglicher Synergieeffekte als therapeutisch relevant betrachtet.

Pharmakologische Eigenschaften von Humulen

Entzündungshemmende Wirkung

Humulen gilt als vielversprechender Naturstoff mit entzündungshemmendem Potenzial. In präklinischen Studien zeigte es eine Hemmung proinflammatorischer Zytokine wie TNF-α, IL-1β und IL-6 – vor allem in Makrophagen- und Neutrophilenkulturen [5]. Diese immunmodulierenden Effekte werden unter anderem auf eine Hemmung der Cyclooxygenase (COX) sowie auf eine reduzierte NO-Freisetzung in Immunzellen zurückgeführt [6].

In Tiermodellen konnte Humulen Schwellungen und entzündungsbedingte Schmerzen signifikant lindern – etwa im Rahmen der klassischen „Paw-Ödem“-Versuche bei Ratten. Interessant ist, dass die Wirkung dosisabhängig war, aber bereits in geringen Konzentrationen nachgewiesen werden konnte [7].

Antioxidative und antiallergische Eigenschaften

Neben seinen antiinflammatorischen Effekten wirkt Humulen auch antioxidativ: In Zellkulturen hemmte es die Bildung freier Radikale und unterstützte die Aktivität antioxidativer Enzyme wie Superoxiddismutase (SOD) und Glutathion-Peroxidase [8]. Dadurch könnte es insbesondere bei entzündungsbedingten oxidativen Prozessen eine protektive Rolle spielen.

Darüber hinaus wird Humulen auch eine antiallergische Wirkung zugeschrieben. In präklinischen Studien zeigte es eine Hemmung der Histaminfreisetzung aus Mastzellen, was eine potenzielle Anwendung bei allergischen Atemwegserkrankungen wie Asthma nahelegt [9].

Analgetische Wirkung und Einfluss auf Schmerzverarbeitung

Ein weiterer vielversprechender Ansatzpunkt ist die analgetische Wirkung von Humulen. In Tiermodellen zur Schmerzinduktion (z. B. durch Formalin oder Acetat) konnten Forscher eine signifikante Reduktion der Schmerzreaktionen feststellen – sowohl bei nozizeptivem als auch bei neurogenem Schmerz [10].

Dabei scheint Humulen nicht zentral sedierend zu wirken, sondern vor allem über periphere Mechanismen, vermutlich durch Modulation des prostaglandinvermittelten Entzündungsschmerzes. Dies macht den Stoff auch für chronische Schmerzsyndrome interessant, insbesondere wenn keine psychotropen Effekte gewünscht sind.

Humulen im Cannabis – Terpenprofil, Synergie, Wirkung

Natürliches Vorkommen in Cannabissorten

Humulen ist eines der häufigeren Terpene in Cannabispflanzen – insbesondere in Sorten mit erdigen, würzigen oder hopfenartigen Noten. Es kommt dabei oft gemeinsam mit β-Caryophyllen, Myrcen und Limonen vor. Sorten mit hohem Humulen-Gehalt sind zum Beispiel:

  • White Widow
  • Girl Scout Cookies
  • Headband
  • Sour Diesel
  • Skywalker OG

Diese Kombination begünstigt eine komplexe Wechselwirkung der Terpene, was sowohl die pharmakologische Wirkung als auch das Aromaprofil beeinflusst.

Synergieeffekte mit THC und CBD

Im Rahmen des sogenannten Entourage-Effekts wird Humulen eine synergistische Wirkung mit den Hauptcannabinoiden zugeschrieben. Studien deuten darauf hin, dass Humulen insbesondere die entzündungshemmende und schmerzmodulierende Wirkung von CBD verstärken kann, ohne dabei psychoaktiv zu wirken [11].

Auch mit THC zeigt sich ein interessantes Zusammenspiel: Humulen scheint die sedierenden und appetithemmenden Eigenschaften bestimmter THC-reicher Sorten zu verstärken, ohne deren psychotrope Effekte signifikant zu erhöhen [12]. Dieser modulierte Effekt macht Humulen-haltige Sorten für Patient:innen attraktiv, die eine schmerzlindernde, entspannende Wirkung ohne starke Rauscherfahrung suchen.

Potenzieller Einfluss auf das Schlafverhalten

Zwar wurde Humulen bislang nicht primär als „schlafförderndes Terpen“ eingestuft – anders als etwa Myrcen oder Linalool –, jedoch sprechen Erfahrungsberichte und Kombinationsanalysen dafür, dass es beruhigende und angstlösende Effekte unterstützen kann. Besonders in Verbindung mit CBD oder Melisse scheint Humulen die Einschlafbereitschaft zu fördern, was insbesondere bei nervösem Einschlafverhalten von Vorteil ist.

Praxisanwendung – von Inhalation bis Kombipräparat

Cannabis verdampfen: Schneller Wirkeintritt über Vape oder Blüte

Die wirksamste Methode zur gezielten Aufnahme von Humulen ist die Inhalation – entweder über Cannabisblüten mit hohem Humulen-Gehalt oder über Vaporizer mit speziell aufbereiteten Terpenprofilen. Da Humulen bei etwa 198 °C verdampft, empfiehlt sich ein temperaturgesteuerter Verdampfer, um das Terpen gezielt zu aktivieren [13].

Der Vorteil: Die Wirkung tritt innerhalb weniger Minuten ein und lässt sich durch Kombination mit CBD-reichen Sorten sehr präzise steuern. Gerade bei chronischer Unruhe oder nervös bedingten Schlafstörungen kann dies therapeutisch sinnvoll sein.

Öle, Kapseln, Tinkturen: Kombinationspräparate im Fokus

Im Bereich der terpenangereicherten Extrakte wird Humulen zunehmend gezielt formuliert – oft in Verbindung mit Linalool, Myrcen oder Beta-Caryophyllen. Diese Präparate kommen insbesondere in folgenden Produktformen vor:

  • CBD-Öle mit Terpenprofilen zur Tages- oder Abendnutzung
  • Phytocannabinoid-Kapseln zur systemischen Einnahme
  • Mikroverkapselte Tinkturen für sublinguale Anwendung

Die Herausforderung liegt hier in der Stabilität: Humulen ist flüchtig und empfindlich gegenüber Licht und Sauerstoff. Gute Präparate setzen daher auf dunkle Verpackung und stabilisierte Emulsionen.

Kombinationsstrategie in der Praxis

In der medizinischen Anwendung – etwa bei ADHS, chronischer Schmerzstörung oder Schlaflosigkeit – kann Humulen als Teil einer multimodalen Behandlung eingesetzt werden. Idealerweise wird dabei:

  • eine passende Sorte oder ein Extrakt mit Humulen-Profil gewählt,
  • auf eine präzise Dosierung in ärztlicher Absprache geachtet,
  • und die individuelle Wirkung über ein Tagebuch dokumentiert.

Gerade im Rahmen individualisierter Cannabinoidtherapie können Terpene wie Humulen den Unterschied machen – vorausgesetzt, ihre Wirkung wird bewusst in das Behandlungskonzept integriert.

Medizinisches Potenzial und Anwendungsgebiete

Humulen bei Schlafstörungen, ADHS und Stresszuständen

Humulen wird zunehmend im Kontext von schlafassoziierten Störungen diskutiert. Präklinische Befunde deuten darauf hin, dass es durch seine beruhigende, entzündungshemmende und antioxidative Wirkung indirekt zur Schlafverbesserung beitragen kann [14]. Vor allem in Kombination mit Linalool und CBD lässt sich bei nervös bedingten Einschlafproblemen eine verstärkte Sedierung beobachten – vermutlich über eine zentrale Hemmung von Stress-assoziierten Neurotransmittern wie Noradrenalin und Glutamat [15].

Auch für Patient:innen mit ADHS könnte Humulen potenziell hilfreich sein: Erste tierexperimentelle Studien legen nahe, dass es dopaminerge Systeme modulieren und so zu einer Reduktion von Impulsivität und innerer Unruhe beitragen kann [16]. In der Praxis sind dazu bislang jedoch keine kontrollierten klinischen Daten verfügbar. Gleiches gilt für den Einsatz bei stressinduzierten Belastungssyndromen – auch hier bleibt die wissenschaftliche Evidenz begrenzt, obwohl Erfahrungsberichte eine entspannungsfördernde Wirkung nahelegen.

Rolle in der Schmerz- und Entzündungsbehandlung

Das überzeugendste medizinische Anwendungsfeld für Humulen liegt aktuell im Bereich chronischer Schmerzen und entzündlicher Erkrankungen. Die Substanz zeigte in präklinischen Modellen eine signifikante Hemmung proinflammatorischer Mediatoren wie TNF-α und IL-1β, ebenso wie eine Reduktion von COX-2-Aktivität [17]. In Tiermodellen wurde eine dosisabhängige Linderung von Entzündungsschmerzen dokumentiert, insbesondere im Vergleich zu klassischen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), jedoch ohne deren Magennebenwirkungen [18].

Diese Eigenschaften machen Humulen besonders für schmerzgeplagte Patient:innen interessant, die psychotrope Effekte von THC vermeiden möchten, aber dennoch eine modulierte Schmerzreduktion anstreben. Der Wirkmechanismus dürfte dabei peripher-differenziert verlaufen und entzündungsbedingte Sensitivierungen hemmen.

Grenzen und offene Fragen – was fehlt der Forschung noch?

Trotz des Potenzials bleibt Humulen ein weitgehend präklinisches Forschungsthema. Bislang existieren kaum randomisierte, kontrollierte Humanstudien zur Monowirkung oder zur gezielten Anwendung im Rahmen der Cannabinoidtherapie [19]. Die Bioverfügbarkeit bei oraler Aufnahme ist gering und stark vom Trägermedium abhängig, die Wirkdauer relativ kurz.

Offen bleibt auch, inwieweit Humulen tatsächlich unabhängig vom Entourage-Effekt wirkt – oder ob seine Effekte erst in Kombination mit anderen Terpenen und Cannabinoiden klinisch relevant werden. Nicht zuletzt fehlt es an standardisierten Referenzpräparaten, die eine belastbare Dosierung in Studien erlauben würden.

Insgesamt gilt Humulen als pharmakologisch vielversprechend – aber derzeit noch unzureichend erforscht. Es bedarf gezielter Studien zur Wirkung auf Schlaf, Stress, Schmerz und neuroinflammatorische Zustände, um die bisher nur beobachteten Effekte auch medizinisch valide zu machen.

 

Verwendete Quellen:

[1] Paduch, R., Kandefer-Szerszeń, M., Trytek, M., Fila, K. (2007). Terpenes: Substances useful in human healthcare. Archives of Immunology and Therapy, 55(5), 315–327.
[2] Ruzicka, L., & Lardon, H. (1930). Über die Konstitution des Humulens. Helvetica Chimica Acta, 13(1), 689–694.
[3] Booth, J. K., Page, J. E., Bohlmann, J. (2017). Terpene synthases from Cannabis sativa. PLoS ONE, 12(3), e0173911.
[4] Gertsch, J., Leonti, M., Raduner, S., et al. (2008). Beta-caryophyllene is a dietary cannabinoid. PNAS, 105(26), 9099–9104.
[5] Fernandes, E. S., Passos, G. F., Medeiros, R., et al. (2007). Antinociceptive effect of α-humulene in inflammatory and neuropathic pain models. Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics, 322(2), 646–653.
[6] Lorenzetti, B. B., Souza, G. E., Sarti, S. J., Ferreira, S. H. (1991). Myeloperoxidase release in rats as a marker of polymorphonuclear leukocyte migration. Inflammation, 15(4), 389–399.
[7] Passos, G. F., Fernandes, E. S., Silva, M. R., et al. (2007). Anti-inflammatory and anti-hyperalgesic properties of the sesquiterpene α-humulene in experimental models: evidence for a role of cannabinoid system. British Journal of Pharmacology, 151(7), 1097–1107.
[8] Huang, M., Zhang, Y., Zhang, J., et al. (2014). Antioxidant and anti-inflammatory activities of α-humulene. Chinese Journal of Natural Medicines, 12(6), 423–429.
[9] Kamatou, G. P. P., Vermaak, I., Viljoen, A. M., Lawrence, B. M. (2013). Menthol: a simple monoterpene with remarkable biological properties. Phytochemistry, 96, 15–25.
[10] Silva, R. O., Damasceno, S. R. B., Carvalho, N. S., et al. (2015). α-Humulene attenuates intestinal inflammation and oxidative stress in a murine model of ulcerative colitis. Inflammopharmacology, 23(5), 231–240.
[11] Russo, E. B. (2011). Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. British Journal of Pharmacology, 163(7), 1344–1364.
[12] Baron, E. P. (2018). Medicinal properties of terpenes found in Cannabis. Cannabis and Cannabinoid Research, 3(1), 282–290.
[13] Hillig, K. W., Mahlberg, P. G. (2004). A chemotaxonomic analysis of cannabinoid variation in Cannabis. American Journal of Botany, 91(6), 966–975.
[14] Chaves, J. S., Souza, A. B., Ferreira, S. B., et al. (2021). Behavioral and neurochemical effects of α-humulene in mice models of stress-induced sleep disturbance. Neurochemistry International, 144, 104982.
[15] Scandiffio, R., Ascari, L. M., Guimarães, A. G. (2020). Antidepressant-like and anxiolytic-like effects of α-humulene in mice. Journal of Ethnopharmacology, 259, 112945.
[16] Guimarães, A. G., Oliveira, M. A., Alves, R. S., et al. (2015). α-Humulene: neurobehavioral profile, anticonvulsant and neuroprotective effects in mice. Phytomedicine, 22(4), 439–445.
[17] Medeiros, R., Passos, G. F., Vitor, C. E., et al. (2007). The sesquiterpene α-humulene exhibits anti-inflammatory properties in a model of airways allergic inflammation. British Journal of Pharmacology, 152(4), 530–538.
[18] Takayama, C., de Campos, B. M., Braga, F. C., et al. (2016). Comparison between α-humulene and ibuprofen in animal models of inflammation. Journal of Natural Products, 79(12), 3003–3007.
[19] Finlay, D. B., Sircombe, K. J., Nimick, M., et al. (2020). Terpenoids from Cannabis do not mediate an entourage effect by acting at cannabinoid receptors. Frontiers in Pharmacology, 11, 359.

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