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Was ist THC?

Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) ist das bekannteste psychoaktive Cannabinoid der Cannabispflanze. Es gehört zur Gruppe der Phytocannabinoide und wird in den Trichomen, den harzbildenden Drüsen auf den Blüten und Blättern, in hoher Konzentration produziert.

Im Gegensatz zu Cannabidiol (CBD), das nicht berauschend wirkt, ist THC verantwortlich für den typischen „Rausch“ nach Cannabiskonsum. Dieser umfasst veränderte Wahrnehmung, gesteigerte Stimmung, Appetitsteigerung und motorische Veränderungen. Zugleich weist THC aber auch eine Reihe pharmakologischer Eigenschaften auf, die medizinisch nutzbar sind – darunter schmerzstillende, muskelentspannende und antiemetische Effekte [1].

Wie wirkt THC im Körper?

Die Wirkung von Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) entfaltet sich hauptsächlich über das Endocannabinoid-System (ECS). Dieses körpereigene Signalnetzwerk besteht aus den Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2, endogenen Liganden (Endocannabinoiden wie Anandamid) sowie den dazugehörigen Enzymen, die für Synthese und Abbau verantwortlich sind.

CB1-Rezeptoren finden sich vor allem im zentralen Nervensystem, insbesondere im Gehirn. Die Aktivierung durch THC erklärt die klassischen psychotropen Effekte, wie Euphorie, veränderte Wahrnehmung, gesteigerte Kreativität, aber auch Beeinträchtigung von Gedächtnis und Koordination.

CB2-Rezeptoren sitzen überwiegend auf Immunzellen und im peripheren Nervensystem. Über sie vermittelt THC nicht-psychotrope Effekte wie entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkungen.

Die Wirkung hängt stark von der Dosis und der Applikationsform ab:

  • Bei niedriger Dosierung dominieren entspannende, stimmungsaufhellende und schmerzlindernde Effekte.
  • Hohe Dosen können dagegen Angst, Paranoia oder kognitive Einschränkungen auslösen.
  • Zudem beeinflusst die Art der Aufnahme (Inhalation, orale Einnahme, Sublingualgabe) die Wirkung: Während das Inhalieren einen raschen Wirkungseintritt mit kürzerer Dauer bewirkt, setzt die Wirkung nach oraler Einnahme später ein, hält dafür aber deutlich länger an [2].

Medizinische Einsatzbereiche von THC

THC ist der am besten untersuchte Wirkstoff der Cannabispflanze und wird seit Jahrzehnten medizinisch eingesetzt. Seine pharmakologischen Eigenschaften machen ihn für verschiedene Anwendungsfelder interessant:

Schmerztherapie

THC wirkt analgetisch, indem es die Schmerzwahrnehmung im zentralen Nervensystem moduliert. Besonders in der Behandlung von chronischen neuropathischen Schmerzen, wie sie etwa bei Multipler Sklerose oder nach Nervenschädigungen auftreten, zeigt THC klinische Wirksamkeit. Studien belegen zudem Synergieeffekte mit Opioiden, wodurch die notwendige Dosis dieser stark wirksamen Schmerzmittel reduziert werden kann [3].

Appetitsteigerung und Übelkeit

THC stimuliert den Hypothalamus und beeinflusst das Belohnungssystem, was zu einer Appetitsteigerung führt. Dies wird gezielt in der Onkologie (z. B. bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen) sowie bei HIV-/AIDS-Patient:innen mit starker Gewichtsabnahme genutzt. Synthetische THC-Derivate wie Dronabinol oder Nabilon sind hierfür bereits zugelassen [4].

Spastik und neurologische Erkrankungen

Bei Multipler Sklerose (MS) oder Querschnittslähmungen kann THC die Muskelspastik und Krämpfe Kombinationspräparate wie Nabiximols (Sativex®), die THC und CBD enthalten, sind in Europa für diese Indikation zugelassen [5].

Weitere mögliche Anwendungsgebiete

Erste Studien deuten auf eine mögliche Rolle von THC bei Schlafstörungen, Angststörungen, posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und Glaukom Auch neuroprotektive Effekte bei Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Alzheimer werden diskutiert. Allerdings ist die Evidenz hier bislang noch begrenzt und nicht ausreichend für eine breite Zulassung [6].

Risiken und Nebenwirkungen von THC

So vielfältig die medizinischen Einsatzmöglichkeiten von THC sind, so wichtig ist auch die Betrachtung seiner möglichen Nebenwirkungen. Diese hängen stark von Dosis, Applikationsform, individueller Empfindlichkeit sowie vom Vorliegen psychischer oder körperlicher Vorerkrankungen ab.

Kurzfristige Nebenwirkungen

Häufig treten nach THC-Gabe Schwindel, Mundtrockenheit, gerötete Augen und eine erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie) auf. Auch Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit oder ein verändertes Zeitgefühl gehören zu den akuten Effekten. Diese Nebenwirkungen sind in der Regel vorübergehend und dosisabhängig [7].

Psychische Effekte

THC wirkt psychotrop und kann Stimmung und Wahrnehmung stark beeinflussen. Insbesondere bei höheren Dosen oder unerfahrenen Konsument:innen sind Angstgefühle, Paranoia und Panikattacken möglich. Bei Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung kann THC das Risiko für psychotische Episoden erhöhen oder bestehende psychische Erkrankungen verschlimmern [8].

Langfristige Risiken

Bei regelmäßigem Konsum besteht das Risiko einer psychischen Abhängigkeit. Schätzungen zufolge entwickeln etwa 9–10 % der Konsumierenden eine Cannabisabhängigkeit, bei frühzeitigem Beginn und hoher Dosierung steigt dieser Anteil deutlich an. Darüber hinaus zeigen Studien Hinweise auf kognitive Einschränkungen, insbesondere im Bereich Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Lernfähigkeit. Diese Effekte treten vor allem bei jugendlichem oder sehr hoch dosiertem Konsum auf und können auch nach Absetzen länger bestehen bleiben [9].

THC im Vergleich zu anderen Cannabinoiden

THC ist das bekannteste Cannabinoid, doch sein therapeutisches Potenzial erschließt sich oft erst im Zusammenspiel mit anderen Substanzen der Cannabispflanze.

Unterschiede zu CBD

Während THC primär über CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem wirkt und für die psychotropen Effekte verantwortlich ist, bindet CBD nur schwach an CB1/CB2 und entfaltet eher modulierende, nicht-berauschende Effekte. CBD kann die psychotropen Wirkungen von THC teilweise abmildern, etwa Angst oder Paranoia, und wirkt selbst entzündungshemmend sowie anxiolytisch [10].

Rolle im Zusammenspiel mit CBG, CBN, THCV etc.

Andere Cannabinoide beeinflussen die THC-Wirkung auf unterschiedliche Weise:
CBG (Cannabigerol) wirkt als Vorstufe anderer Cannabinoide und zeigt mögliche neuroprotektive und antibakterielle Effekte.
CBN (Cannabinol) entsteht durch Abbau von THC und gilt als leicht sedierend.
THCV (Tetrahydrocannabivarin) wirkt in niedrigen Dosen eher appetitzügelnd und kann die psychoaktiven Effekte von THC modulieren.

Bedeutung des Entourage-Effekts

Viele Forschende gehen davon aus, dass THC seine volle therapeutische Wirkung erst im Zusammenspiel mit anderen Cannabinoiden und Terpenen entfaltet – ein Konzept, das als Entourage-Effekt bekannt ist. Dieser Effekt beschreibt die synergistischen Interaktionen, die etwa Schmerzlinderung, Entspannung oder Entzündungshemmung verstärken können [11].

Forschung & Zukunftsperspektiven

Aktuelle Studienlage

In den letzten Jahren hat die Forschung zu THC deutlich zugenommen, insbesondere im Bereich Schmerztherapie, Neurologie und Onkologie. Klinische Studien bestätigen die Wirksamkeit bei chronischen Schmerzen, Übelkeit und Spastik, während andere Anwendungsgebiete – etwa Angststörungen oder neurodegenerative Erkrankungen – noch unzureichend belegt sind [12].

Offene Fragen

Viele Aspekte sind weiterhin ungeklärt. Dazu zählen insbesondere die individuell optimale Dosierung, die langfristigen Effekte eines therapeutischen Einsatzes sowie das Risiko einer Abhängigkeit bei längerer Behandlung. Zudem ist noch nicht abschließend erforscht, welche Interaktionen zwischen THC, anderen Cannabinoiden und klassischen Medikamenten auftreten können [13].

Potenziale für neue Therapien

Künftige Entwicklungen könnten den Einsatz von THC in maßgeschneiderten Kombinationstherapien (z. B. zusammen mit CBD oder spezifischen Terpenen) vorantreiben. Auch synthetische THC-Derivate und präzise Applikationsformen (z. B. transdermale Pflaster, Aerosole) werden untersucht, um die therapeutische Breite zu erweitern und Nebenwirkungen zu minimieren [14].

 

Verwendete Quellen:

[1] Pertwee, R. G. (2008). The diverse CB1 and CB2 receptor pharmacology of three plant cannabinoids: Δ9-tetrahydrocannabinol, cannabidiol and Δ9-tetrahydrocannabivarin. British Journal of Pharmacology, 153(2), 199–215.

[2] Howlett, A. C., et al. (2002). International Union of Pharmacology. XXVII. Classification of cannabinoid receptors. Pharmacological Reviews, 54(2), 161–202.

[3] Volkow, N. D., Baler, R. D., Compton, W. M., & Weiss, S. R. B. (2014). Adverse health effects of marijuana use. New England Journal of Medicine, 370(23), 2219–2227.

[4] Grotenhermen, F. (2003). Pharmacokinetics and pharmacodynamics of cannabinoids. Clinical Pharmacokinetics, 42(4), 327–360.

[5] Whiting, P. F., et al. (2015). Cannabinoids for medical use: A systematic review and meta-analysis. JAMA, 313(24), 2456–2473.

[6] Häuser, W., et al. (2018). Efficacy, tolerability and safety of cannabis-based medicines for chronic pain management – An overview of systematic reviews. European Journal of Pain, 22(3), 455–470.

[7] Abrams, D. I., et al. (2007). Cannabis in painful HIV-associated sensory neuropathy. Neurology, 68(7), 515–521.

[8] Zajicek, J. P., et al. (2003). Cannabinoids for treatment of spasticity and other symptoms related to multiple sclerosis. CNS Drugs, 17(3), 179–202.

[9] National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine. (2017). The health effects of cannabis and cannabinoids: The current state of evidence and recommendations for research. Washington, DC: The National Academies Press.

[10] Hall, W., & Degenhardt, L. (2009). Adverse health effects of non-medical cannabis use. Lancet, 374(9698), 1383–1391.

[11] Meier, M. H., et al. (2012). Persistent cannabis users show neuropsychological decline from childhood to midlife. Proceedings of the National Academy of Sciences, 109(40), E2657–E2664.

[12] Häuser, W., Fitzcharles, M. A., Radbruch, L., & Petzke, F. (2017). Cannabinoids in pain management and palliative medicine. Deutsches Ärzteblatt International, 114(38), 627–634.

[13] Lafaye, G., Karila, L., Blecha, L., & Benyamina, A. (2017). Cannabis, cannabinoids, and health. Dialogues in Clinical Neuroscience, 19(3), 309–316.

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