Kostenloser Versand in ganz Deutschland
Kostenloser Standardversand
Telefon: 030-75435911
Kostenloser Standardversand

Terpene im Cannabis – Warum Sorte nicht gleich Sorte ist

Cannabis ist nicht gleich Cannabis. Auch wenn zwei Blütensorten denselben THC- oder CBD-Gehalt aufweisen, können sie völlig unterschiedlich wirken. Der Grund dafür liegt unter anderem in den sogenannten Terpenen. Diese natürlichen Aromastoffe beeinflussen nicht nur den Geruch und Geschmack der Pflanze, sondern auch ihre pharmakologischen Effekte. Dieser Beitrag erklärt, was Terpene sind, wie sie wirken und warum sie für die medizinische Therapie mit Cannabis entscheidend sein können.

Was sind Terpene?

Terpene sind flüchtige Kohlenwasserstoffe, die in vielen Pflanzen vorkommen. In Cannabis wurden bisher über 150 verschiedene Terpene identifiziert. Die wichtigsten davon sind:

  • Myrcen – erdiger, moschusartiger Geruch
  • Limonen – zitrusartig, frisch
  • Linalool – lavendelartig, blumig
  • Beta-Caryophyllen – pfeffrig, holzig
  • Pinen – kiefernartig, scharf

Terpene werden oft durch Inhalation oder orale Einnahme aufgenommen und entfalten ihre Wirkung teils direkt am zentralen Nervensystem [1].

Pharmakologische Wirkung von Terpenen

Studien belegen, dass bestimmte Terpene direkte pharmakologische Effekte haben – unabhängig vom THC- oder CBD-Gehalt der Blüte:

Terpen

Mögliche Wirkung

Belegquelle

Myrcen

Sedierend, muskelrelaxierend

[2], [3]

Limonen

Stimmungsaufhellend, anxiolytisch

[4]

Linalool

Anxiolytisch, schlaffördernd

[5]

Beta-Caryophyllen

Entzündungshemmend, schmerzlindernd

[6]

Alpha-/Beta-Pinen

Bronchienerweiternd, konzentrationsfördernd

[7]

Diese Effekte wurden in vitro, in Tiermodellen und teilweise in klinischen Settings beobachtet.

Der „Entourage-Effekt“

Der sogenannte Entourage-Effekt beschreibt die synergistische Wirkung von Cannabinoiden und Terpenen. THC allein wirkt anders als THC in Kombination mit Myrcen oder Caryophyllen. Terpene können dabei:

  • die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke beeinflussen,
  • Rezeptorbindung modulieren (z. B. an CB1/CB2, GABA, TRP-Kanälen),
  • die Wirkintensität und Dauer von Cannabinoiden verstärken oder abschwächen [1, 8].

Klinisch bedeutet das: Zwei Cannabisblüten mit 20 % THC können völlig unterschiedlich wirken, wenn sie sich im Terpenprofil unterscheiden.

Terpenprofile in der Praxis: gezielte Sortenwahl

Viele Cannabisblüten auf Rezept enthalten heute standardisierte Angaben zum Terpenprofil. Die Wahl der Sorte kann gezielt nach Symptomatik erfolgen:

  • Einschlafprobleme? → Sorten mit hohem Myrcen- oder Linalool-Anteil
  • Angstzustände? → Limonen- und Linalool-betonte Sorten
  • Chronische Entzündungsschmerzen? → Beta-Caryophyllen-reiche Sorten
  • Tagesmüdigkeit trotz Schmerz? → Sorten mit Pinen und Limonen

Terpene sind kein Beiwerk, sondern therapeutisch relevant

Die medizinische Wirksamkeit von Cannabis lässt sich nicht allein am THC- oder CBD-Gehalt festmachen. Das Terpenprofil einer Sorte beeinflusst entscheidend, ob ein Patient die Therapie als beruhigend, stimmungsaufhellend oder aktivierend erlebt.

Für eine präzise, symptomorientierte Cannabismedikation lohnt sich daher der Blick aufs Terpenprofil – gemeinsam mit Ärzt:innen und Apotheker:innen.

Literatur

[1] Russo EB. Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. Br J Pharmacol. 2011;163(7):1344–1364.

[2] do Vale TG et al. Central effects of citral, myrcene and limonene, constituents of essential oil chemotypes from Lippia alba. Phytomedicine. 2002;9(8):709–714.

[3] Komori T et al. Effects of citrus fragrance on immune function and depressive states. Neuroimmunomodulation. 1995;2(3):174–180.

[4] Costa JP et al. Anxiolytic-like effect of the monoterpene limonene. Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry. 2013;45:77–82.

[5] Linck VM et al. Inhaled linalool-induced sedation in mice. Phytomedicine. 2009;16(4):303–307.

[6] Gertsch J et al. Beta-caryophyllene is a dietary cannabinoid. PNAS. 2008;105(26):9099–9104.

[7] Haze S et al. Effects of fragrance inhalation on sympathetic activity. J Pharmacol Sci. 2002;90(4):375–380.

[8] Pamplona FA et al. Potential clinical benefits of CBD-rich cannabis extracts over purified CBD. Front Neurol. 2018;9:759.