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Sativa vs. Indica: Sinnvolle Einteilung?

Die Unterscheidung zwischen Cannabis sativa und Cannabis indica geht auf botanische Klassifikationen aus dem 18. Jahrhundert zurück. Carl von Linné beschrieb 1753 Cannabis sativa als hochwüchsige Hanfpflanze mit schmalen Blättern, die vor allem in Europa und Westasien vorkommt. Jean-Baptiste de Lamarck führte 1785 Cannabis indica für kompaktere, breitblättrige Pflanzen aus Süd- und Zentralasien ein – mit höherem Harzgehalt und potenziell stärkerer Wirkung [1].

Diese Unterscheidung beruhte auf morphologischen Merkmalen, nicht auf pharmakologischen Effekten. Dennoch wurde die Einteilung später von der Cannabis-Community aufgegriffen, um subjektiv verschiedene Wirkungen zu beschreiben: Sativa als „anregend“, Indica als „entspannend“. Diese Typisierung hält sich bis heute in der Vermarktung – wird aber wissenschaftlich zunehmend als ungenau angesehen [2].

Was bedeutet die Wirkung von Sativa und Indica wirklich?

Die tatsächliche Wirkung einer Cannabissorte ergibt sich nicht aus ihrer botanischen Einordnung, sondern aus ihrem chemischen Profil. Entscheidend sind dabei:

  • Cannabinoide wie THC und CBD, die die Hauptwirkung bestimmen
  • Terpene, die die Wirkung modulieren (z. B. Limonen = stimmungsaufhellend, Myrcen = beruhigend) [3]

Ein hoher Limonen- oder Pinene-Gehalt kann aktivierend wirken, während Terpene wie Linalool oder Myrcen sedierend wirken [2]. Moderne Sorten sind fast ausschließlich Hybride, sodass die klassische Einteilung kaum noch Aussagekraft hat. Die Begriffe „Sativa“ und „Indica“ dienen oft nur als grober Hinweis auf die vermutete Wirkung – ersetzt werden sie zunehmend durch Terpen- und Cannabinoidprofile [3].

Typische Sativa-Sorten und ihr Profil

Sativa-dominante Sorten gelten als wachmachend, konzentrationsfördernd und kreativitätssteigernd – ideal für den Tagesgebrauch. Sie weisen oft ein charakteristisches Terpenprofil auf:

  • Typische Terpene: Limonen, Terpinolen, β-Caryophyllen
  • Wirkung: energetisch, stimmungsaufhellend, manchmal anxiolytisch
  • Anwendung: Fatigue, Depression, ADHS, Appetitlosigkeit

Beispiele:

  • Amnesia Haze – aktivierend, wachmachend, beliebt bei Fatigue
  • Jack Herer – euphorisch, kreativitätsfördernd, schmerztherapeutisch relevant
  • Sour Diesel – fokussierend, aufhellend bei Depression
  • Durban Poison – nahezu reine Sativa-Landrasse, klassisch aktivierend

→ Diese Sorten zeigen häufig ein geringes Myrcen- und hohes Limonenprofil, was pharmakologisch mit stimulierender Wirkung korreliert [3].

Typische Indica-Sorten und ihr Profil

Indica-dominierte Sorten wirken eher körperlich beruhigend und fördern den Schlaf – typische Anwendung bei chronischen Schmerzen, Muskelkrämpfen oder Schlafstörungen.

  • Typische Terpene: Myrcen, Linalool, β-Caryophyllen
  • Wirkung: sedierend, entspannend, schlaffördernd
  • Anwendung: Schlafstörungen, Muskelspastiken, Unruhe

Beispiele:

  • Northern Lights – klassisch sedierend, angstlösend
  • Granddaddy Purple – stark entspannend, gegen Muskelspasmen
  • Bubba Kush – körperlich „schwer“, palliativmedizinisch relevant
  • Hindu Kush – Landrasse mit hohem Myrcenanteil

→ Die typischen Effekte entstehen durch hohe Myrcen- und Linaloolkonzentrationen – weniger durch die Indica-Genetik an sich [2].

Warum die Einteilung in Sativa und Indica irreführend sein kann

Aus heutiger Sicht ist die Wirkung von Cannabis primär durch den Chemovar-Typ (Cannabinoid- + Terpenprofil) erklärbar – nicht durch botanische Einordnungen:

  • Hybride dominieren den Markt – klare Grenzen sind praktisch nicht existent.
  • Terpene bestimmen maßgeblich die subjektive Wirkung [2].
  • THC/CBD-Verhältnisse variieren stark zwischen Chargen und Herstellern.
  • Für medizinische Anwendung zählt ausschließlich die pharmakologische Zusammensetzung.

Beispiel: OG Kush gilt als Indica-dominant, enthält aber aktivierende Terpene (z. B. Limonen) – bei niedriger Dosierung eher stimulierend. Umgekehrt kann eine „Sativa“ mit viel Myrcen müde machen.

→ In der modernen Cannabistherapie setzen sich daher Begriffe wie „stimulierend“, „sedierend“ oder „anxiolytisch“ durch – auf Basis laboranalysierter Wirkstoffprofile.

Toleranz senken durch tägliche Sorten-Rotation

Toleranz gegenüber THC entsteht unter anderem dadurch, dass CB1-Rezeptoren im Gehirn bei wiederholter Aktivierung herunterreguliert oder weniger empfindlich werden („Desensibilisierung“). Dies geschieht sehr schnell – bereits nach wenigen Tagen durchgehenden Konsums derselben Sorte [1].

Durch den täglichen Wechsel zwischen Sorten mit deutlich unterschiedlichem Terpen- und Cannabinoidprofil können:

  • verschiedene Rezeptorwege abwechselnd angesprochen werden,
  • Synergien (Entourage-Effekt) unterschiedlich wirken,
  • und eine gleichmäßige Belastung des Endocannabinoid-Systems erreicht werden.

Ein Beispiel für ein 4-Sorten-Rotationsschema:

TagSorte (Beispiel)TerpenprofilWirkcharakter
MoJack HererLimonen, α-Pinenanregend, fokussiert
DiBubba KushMyrcen, Linaloolberuhigend, schlaffördernd
MiAmnesia HazeTerpinolen, Limonenstimmungsaufhellend
DoGranddaddy PurpleMyrcen, β-Caryophyllenentspannend, schmerzstillend

Am Freitag beginnt der Zyklus erneut – oder es werden weitere Sorten ergänzt. Wichtig ist die unterschiedliche Zusammensetzung, nicht nur der Sortenname oder der Hersteller.

Diese Strategie ist vor allem bei:

  • Langzeitpatient:innen mit chronischer Symptomatik (Schmerzen, Fatigue, Schlafstörungen),
  • THC-haltigen Präparaten mit hoher Bioverfügbarkeit (z. B. über Vaporizer),
  • und jüngeren Patient:innen mit aktiver Cannabinoidtoleranz

besonders wirksam. Einige Ärzt:innen und unsere Cannabis Apotheke in Wiesbaden empfehlen diese Praxis aktiv – teils auch im Wechsel mit CBD-dominanten Tagen, um CB1-Rezeptoren gezielt zu entlasten [2].

Fazit:
Ein täglicher Wechsel zwischen vier (oder mehr) Cannabissorten mit klar unterscheidbarem Terpenprofil kann helfen, Toleranzentwicklung vorzubeugen, die Dosis niedrig zu halten und eine gleichmäßigere therapeutische Wirkung zu erzielen – besonders bei THC-reichen Produkten.

 

Verwendete Quellen:

[1] Russo EB. History of cannabis and its preparations in saga, science, and sobriquet. Chem Biodivers. 2007 Aug;4(8):1614–1648.
[2] Piomelli D, Russo EB. The Cannabis sativa versus Cannabis indica debate: an interview with Ethan Russo, MD. Cannabis Cannabinoid Res. 2016;1(1):44–46.
[3] Hazekamp A. The Trouble with Indica/Sativa: How Variety Mislabels Can Fool Patients, Growers, and Scientists. Cannabis Cannabinoid Res. 2018;3(1):108–115.

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