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Myrcen gehört zu den wichtigsten und am häufigsten vorkommenden Terpenen in der Cannabispflanze. Chemisch handelt es sich um ein Monoterpen, das nicht nur in Cannabis, sondern auch in Pflanzen wie Hopfen, Zitronengras oder Mango natürlich gebildet wird [1]. Charakteristisch ist sein erdig-moschusartiges Aroma, das vielen Cannabisblüten ihren typischen „herben“ Grundton verleiht.

Besonders auffällig ist die Häufigkeit von Myrcen in indica-dominanten Sorten. Zahlreiche Analysen zeigen, dass gerade Sorten mit einer stark beruhigenden oder „couch-lock“-ähnlichen Wirkung einen hohen Myrcenanteil besitzen [2]. Während in sativa-betonten Kultivaren eher Terpene wie Limonen oder Pinen dominieren, findet sich Myrcen bei indica-Sorten oftmals als Leit-Terpen.

Für Patient:innen ist Myrcen daher von besonderer Relevanz. Studien deuten darauf hin, dass es sedierende, muskelentspannende und möglicherweise auch analgetische Eigenschaften entfalten kann [3]. Damit rückt es vor allem bei medizinischen Anwendungen in den Fokus, die auf Schlafunterstützung, Schmerzlinderung oder Entspannung abzielen. Durch seine mögliche Rolle im sogenannten Entourage-Effekt, also dem Zusammenspiel von Terpenen und Cannabinoiden, könnte Myrcen die Gesamtwirkung bestimmter Cannabissorten entscheidend mitprägen [4].

Was ist Myrcen?

Myrcen (chemisch: β-Myrcen) ist ein ungesättigter Monoterpen-Kohlenwasserstoff mit der Summenformel C₁₀H₁₆. Monoterpene gehören zur großen Gruppe der Terpene, die aus zwei Isopreneinheiten bestehen und in Pflanzen als sekundäre Inhaltsstoffe gebildet werden [5]. Charakteristisch für Myrcen ist seine hohe Flüchtigkeit, wodurch es leicht verdampft und damit wesentlich zum Duftprofil von Cannabisblüten beiträgt.

Neben Cannabis kommt Myrcen auch in vielen anderen Pflanzen vor. Besonders hohe Konzentrationen finden sich in Hopfen (Humulus lupulus), wo es maßgeblich das Aroma von Bier mitprägt [6]. Ebenfalls myrcenreich sind Mangos, Thymian und Zitronengras. In diesen Pflanzen wird es teilweise auch traditionell medizinisch genutzt – etwa Zitronengras-Tee zur Entspannung oder gegen innere Unruhe.

Das Geruchsprofil von Myrcen wird meist als erdig, moschusartig und leicht fruchtig beschrieben [7]. Manche Patient:innen berichten zudem von einem „würzigen“ oder „krautigen“ Duft, der Cannabisblüten mit hohem Myrcengehalt eine charakteristische Schwere verleiht.

Myrcen in Cannabis

In Cannabis zählt Myrcen zu den häufigsten Terpenen überhaupt. Analysen zeigen, dass es in vielen Blütensorten das dominante Terpen sein kann und teilweise über 50 % des gesamten Terpenprofils ausmacht [8]. Damit prägt es nicht nur das Aroma, sondern auch die wahrgenommene Wirkung entscheidend.

Ein interessanter Aspekt ist der Zusammenhang zwischen Myrcen und der oft zitierten Unterscheidung von Indica- und Sativa-Sorten. Während die klassische Einteilung botanisch nicht haltbar ist, zeigte sich in modernen Chemotyp-Analysen, dass Sorten, die traditionell als „Indica“ beschrieben werden, tendenziell höhere Myrcenwerte aufweisen [9]. Diese Beobachtung könnte erklären, warum solche Sorten oft mit Sedierung, Entspannung und „couch-lock“-Effekt assoziiert werden. Sorten mit geringeren Myrcenwerten, dafür aber mehr Limonen oder Terpinolen, werden hingegen eher als „Sativa“ mit anregender Wirkung wahrgenommen.

Zu den typischen myrcenreichen Sorten gehören u. a. Granddaddy Purple, OG Kush und Blue Dream, die in Labortests wiederholt hohe Myrcenwerte aufwiesen [10]. Auch manche moderne medizinische Kultivare – besonders solche, die für Schmerz- und Schlaftherapie eingesetzt werden – zeigen Myrcen als Leitterpen.

Wirkung von Myrcen

Myrcen gilt als eines der Terpene, die am stärksten mit den typischen sedierenden Effekten vieler Cannabisblüten verbunden werden. Patient:innen beschreiben dies häufig als den sogenannten „Couch-Lock-Effekt“, also ein stark entspannendes, beruhigendes Gefühl, das den Übergang in den Schlaf erleichtert. Tierexperimentelle Studien konnten tatsächlich eine muskelentspannende und hypnotische Wirkung von Myrcen nachweisen [11].

Darüber hinaus wird in der Forschung diskutiert, ob Myrcen die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke beeinflussen könnte [12]. Dieser Mechanismus würde bedeuten, dass Myrcen die Aufnahme von THC im Gehirn erleichtert und damit dessen psychoaktive Wirkung verstärkt. Gesicherte klinische Beweise fehlen zwar bislang, die Hypothese wird jedoch im Zusammenhang mit dem sogenannten Entourage-Effekt weiterhin untersucht.

Neben seiner sedierenden Wirkung werden Myrcen auch weitere pharmakologische Eigenschaften zugeschrieben. In präklinischen Modellen zeigte es schmerzlindernde (analgetische) Effekte, die teilweise mit denen von Opiaten vergleichbar waren, allerdings ohne dieselben Nebenwirkungen [13]. Zudem gibt es Hinweise auf entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen, die Myrcen als potenziell nützlich bei chronischen Erkrankungen erscheinen lassen könnten [14].

Medizinische Bedeutung von Myrcen

Aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften spielt Myrcen eine wichtige Rolle in der medizinischen Nutzung von Cannabis. Besonders im Zusammenhang mit Schlafstörungen und innerer Unruhe wird es immer wieder hervorgehoben. Sorten mit hohem Myrcengehalt gelten als hilfreich, wenn Patient:innen unter Einschlafproblemen oder nächtlicher Rastlosigkeit leiden [15]. In diesem Kontext wird Myrcen häufig mit Linalool verglichen – ein ebenfalls beruhigendes Terpen, das aber stärker blumig-lavendelartig wirkt, während Myrcen eine „erdigere“ Note und eine ausgeprägtere Sedierung mitbringt.

Auch bei Schmerzen und Entzündungen könnte Myrcen eine unterstützende Rolle spielen. Tierstudien zeigen analgetische und entzündungshemmende Effekte, die bei chronischen Schmerzsyndromen wie Arthritis oder Fibromyalgie relevant sein könnten [16]. In der klinischen Praxis greifen Patient:innen mit solchen Diagnosen daher oft gezielt zu Sorten mit hohem Myrcengehalt.

Ein weiteres mögliches Einsatzgebiet sind Muskelkrämpfe und Spasmen. Hier wird Myrcen eine muskelrelaxierende Wirkung zugeschrieben, die insbesondere in Kombination mit THC oder CBD verstärkt auftreten könnte [17]. Auch in diesem Bereich ist der Vergleich mit anderen Terpenen interessant: Humulen etwa besitzt eher entzündungshemmende Eigenschaften, während Linalool vor allem angstlösend und entspannend wirkt. Myrcen hingegen kombiniert mehrere Effekte – Sedierung, Muskelrelaxation und Analgesie.

Wichtig bleibt: Die Wirkung ist stark sorten- und dosisabhängig. Nicht jede Blüte mit Myrcen zeigt dieselbe Intensität, da Cannabinoidprofil, Gesamtkonzentration und individuelle Patient:innenreaktion eine entscheidende Rolle spielen. Deshalb sollten medizinische Anwendungen stets individuell angepasst und begleitet werden.

Myrcen in der aktuellen Forschung

Die wissenschaftliche Untersuchung von Myrcen steckt im Vergleich zu den Hauptcannabinoiden THC und CBD noch in den Anfängen. Am besten dokumentiert sind bislang die sedierenden Eigenschaften. Tiermodelle haben gezeigt, dass Myrcen sowohl die Schlafdauer verlängern als auch die motorische Aktivität reduzieren kann [18]. Diese Ergebnisse stützen die Erfahrungsberichte vieler Patient:innen, die Sorten mit hohem Myrcengehalt als besonders „schwer“ oder „einschläfernd“ empfinden.

Allerdings gilt es zu betonen, dass die meisten dieser Daten aus präklinischen Studien stammen. Humanstudien sind bislang rar und methodisch eingeschränkt. Die Übertragbarkeit von Tiermodellen auf den Menschen bleibt daher ein offenes Forschungsfeld [19].

Ein kontrovers diskutiertes Thema betrifft die Frage, ob Myrcen für die klassische Unterscheidung zwischen „Indica = sedierend“ und „Sativa = aktivierend“ verantwortlich ist. Neuere genetische Analysen und chemische Profile deuten darauf hin, dass diese Einteilung zu stark vereinfacht ist. Zwar finden sich in vielen indica-dominanten Sorten hohe Myrcen-Konzentrationen, doch die Gesamtwirkung hängt stark vom Zusammenspiel mit anderen Terpenen und Cannabinoiden ab [20].

Besondere Aufmerksamkeit erfährt Myrcen in Bezug auf den Entourage-Effekt: Die Hypothese, dass Terpene die Wirkung von Cannabinoiden modulieren. Myrcen könnte durch Veränderungen der Blut-Hirn-Schranken-Permeabilität die psychoaktive Wirkung von THC verstärken [21]. Diese Annahme ist allerdings noch nicht durch belastbare klinische Daten abgesichert und bleibt ein Forschungsfeld, das in den kommenden Jahren wohl stärker beleuchtet werden wird.

Myrcen in Alltag & Pharmazie

Myrcen ist nicht nur im medizinischen Cannabis relevant, sondern hat auch in anderen Bereichen der Pharmazie und Industrie eine lange Tradition. Aufgrund seines charakteristischen erdig-moschusartigen Aromas wird es in der Parfümherstellung und Lebensmittelindustrie eingesetzt. Dort dient es vor allem als Aromastoff, der Bier, Limonaden oder auch Fruchtaromen eine besondere Tiefe verleiht [22]. Auch in ätherischen Ölen – etwa aus Hopfen, Zitronengras oder Thymian – ist Myrcen in nennenswerten Mengen enthalten und trägt dort zu beruhigenden oder würzigen Duftprofilen bei.

Hinsichtlich der Sicherheitsaspekte gilt Myrcen in niedrigen Konzentrationen als unbedenklich. Es wird von der US-amerikanischen FDA (Food and Drug Administration) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als zugelassener Lebensmittelzusatzstoff eingestuft [23]. In hohen Dosen können jedoch Hinweise auf mögliche genotoxische Effekte bei Tieren gefunden werden, was zu einer vorsichtigeren Bewertung in toxikologischen Diskussionen geführt hat [24]. Für die Anwendung im medizinischen Cannabis sind diese Werte allerdings kaum relevant, da die dort enthaltenen Mengen weit unterhalb toxischer Schwellen liegen.

In der medizinischen Standardisierung spielt Myrcen eine wichtige Rolle, da Terpenprofile zunehmend Teil der Qualitätssicherung nach GMP (Good Manufacturing Practice) und GACP (Good Agricultural and Collection Practice) sind. Einheitliche Terpengehalte sind entscheidend, um Patient:innen eine reproduzierbare Wirkung zu garantieren. Schwankungen im Myrcengehalt zwischen Chargen oder Anbauzyklen können sonst zu unterschiedlichen Effekten führen, was für die ärztliche Verordnung problematisch wäre [25]. Moderne Analytik ermöglicht es jedoch, Myrcen präzise zu quantifizieren und damit in die pharmazeutische Qualitätskontrolle einzubeziehen.

 

Verwendete Quellen:

[1] Simonsen, H.T., Drew, D.P., & Lunde, C. (2010). Perspectives on terpenoid biosynthesis in plants. Natural Product Reports, 27(4), 529–557.

[2] Elzinga, S., Fischedick, J., Podkolinski, R., & Raber, J.C. (2015). Cannabinoids and terpenes as chemotaxonomic markers in cannabis. Cannabis and Cannabinoid Research, 1(1), 1–12.

[3] Booth, J.K., & Bohlmann, J. (2019). Terpenes in Cannabis sativa – From plant genome to chemotypes. Phytochemistry, 172, 112–122.

[4] Croteau, R., Kutchan, T.M., & Lewis, N.G. (2000). Natural products (secondary metabolites). In: Biochemistry and Molecular Biology of Plants. American Society of Plant Physiologists.

[5] Baser, K.H.C., & Buchbauer, G. (2015). Handbook of Essential Oils: Science, Technology, and Applications. CRC Press.

[6] Surburg, H., & Panten, J. (2016). Common Fragrance and Flavor Materials: Preparation, Properties and Uses. Wiley-VCH.

[7] Fischedick, J.T., Hazekamp, A., Erkelens, T., Choi, Y.H., & Verpoorte, R. (2010). Metabolic fingerprinting of Cannabis sativa L. cultivars and the relationship between cannabinoid and terpenoid content. Journal of Natural Products, 73(3), 465–471.

[8] Hazekamp, A., & Fischedick, J. (2012). Cannabis – from cultivar to chemovar. Cannabis and Cannabinoid Research, 1(1), 44–51.

[9] Russo, E.B. (2019). The case for the entourage effect and conventional breeding of clinical cannabis: No “strain,” no gain. Frontiers in Plant Science, 9, 1969.

[10] do Vale, T.G., Furtado, E.C., Santos, J.G., & Viana, G.S.B. (2002). Central effects of citral, myrcene and limonene, constituents of essential oils, on the central nervous system. Planta Medica, 68(8), 779–784.

[11] Lorenzetti, B.B., Souza, G.E., Sarti, S.J., Santos Filho, D., & Ferreira, S.H. (1991). Myrcene mimics the peripheral analgesic activity of lemongrass tea. Planta Medica, 57(2), 119–120.

[12] Surendran, S., Qassadi, F., Surendran, G., Lilley, D., & Heinrich, M. (2021). Myrcene – what is the evidence for its biological properties? Journal of Food Science and Technology, 58(1), 1–12.

[13] Costa, M., Cury, T.C., Cassettari, B.O., Takahira, R.K., & Flório, J.C. (1989). Antinociceptive effect of Myrcene in mice. Journal of Ethnopharmacology, 27(1–2), 231–238.

[14] Nogueira, M.N.M., Aquino, P.G.V., de Sousa, D.P., & de Almeida, R.N. (2019). Antinociceptive activity of Myrcene: evidence for opioid and serotonergic mechanisms. Biomedicine & Pharmacotherapy, 109, 1650–1659.

[15] Guimarães, A.G., Quintans, J.S.S., Quintans-Júnior, L.J., et al. (2013). Monoterpenes with analgesic activity – a systematic review. European Journal of Pharmacology, 698(1–3), 95–106.

[16] do Vale, T.G., Furtado, E.C., Santos, J.G., & Viana, G.S.B. (2002). Effects of myrcene on central nervous system in rodents. Fundamental & Clinical Pharmacology, 16(5), 397–404.

[17] Russo, E.B., & Marcu, J.P. (2017). Cannabis pharmacology: The usual suspects and a few promising leads. Cannabis and Cannabinoid Research, 2(1), 41–53.

[18] do Vale, T.G., Furtado, E.C., Santos, J.G., & Viana, G.S.B. (2002). Central effects of citral, myrcene and limonene. Planta Medica, 68(8), 779–784.

[19] Baron, E.P. (2018). Medicinal properties of cannabinoids, terpenes, and flavonoids in cannabis, and benefits in migraine, headache, and pain. Headache, 58(7), 1139–1186.

[20] Hazekamp, A., Tejkalová, K., & Papadimitriou, S. (2016). Cannabis: from cultivar to chemovar. Cannabis and Cannabinoid Research, 1(1), 44–51.

[21] Russo, E.B. (2011). Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. British Journal of Pharmacology, 163(7), 1344–1364.

[22] Baser, K.H.C., & Buchbauer, G. (2015). Handbook of Essential Oils: Science, Technology, and Applications. CRC Press.

[23] EFSA Panel on Food Additives and Nutrient Sources added to Food (ANS). (2015). Scientific Opinion on the safety of myrcene as a food flavouring substance. EFSA Journal, 13(6), 4145.

 

[24] National Toxicology Program (NTP). (2010). Toxicology and Carcinogenesis Studies of β-Myrcene in F344/N Rats and B6C3F1 Mice. NTP Technical Report Series, No. 557.

[25] Hazekamp, A. (2016). The trouble with strains: Essential need for accurate labeling of cannabis products. Cannabis and Cannabinoid Research, 1(1), 34–35.

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