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Linalool: Einsatz in der Schlaftherapie

Was ist Linalool? – Struktur, Vorkommen, Grundwissen

Linalool ist ein natürliches Monoterpen-Alkohol mit der chemischen Formel C₁₀H₁₈O. Es zählt zu den häufigsten Terpenen in der Natur und ist bekannt für seinen blumigen, lavendelähnlichen Duft. Linalool kommt in vielen ätherischen Ölen vor – besonders in Lavendel, Koriander, Zitrusschalen und auch in bestimmten Cannabissorten.

Zwei Isomere – unterschiedliche Wirkung

Chemisch existiert Linalool in zwei Spiegelbild-Isomeren, die sich sowohl sensorisch als auch pharmakologisch unterscheiden:

  • (R)-(+)-Linalool (auch Coriandrol genannt): typisch für Koriander und Süßorange
  • (S)-(–)-Linalool: typisch für Lavendel und Basilikum

Diese Unterschiede wirken sich auf die Rezeptorbindung im menschlichen Nervensystem aus, insbesondere auf GABA-A-Rezeptoren, die für entspannende, angstlösende und schlaffördernde Effekte eine Rolle spielen [1].

Natürliches Vorkommen

Linalool kommt in über 200 Pflanzenarten vor. Häufige Quellen sind:

  • Lavendel (Lavandula angustifolia)
  • Koriander (Coriandrum sativum)
  • Basilikum, Süßorange, Hopfen, Rose
  • Cannabis, insbesondere in Sorten mit beruhigendem Terpenprofil

Im medizinischen Cannabis findet sich Linalool vor allem in Indica-dominanten oder ausgewogenen Sorten, die gezielt zur Behandlung von Schlafstörungen, innerer Unruhe oder Schmerzen eingesetzt werden [2].

Funktion in der Pflanze

In der Pflanzenwelt dient Linalool als:

  • Insektenabwehrstoff (z. B. gegen Blattläuse)
  • Antimikrobieller Schutz
  • Lockstoff zur Anziehung von Bestäubern
  • Stressmodulator bei starker UV-Strahlung oder Trockenheit

Diese Funktionen deuten auf evolutionäre Überschneidungen mit physiologischen Signalwegen beim Menschen hin – etwa bei Entzündungsreaktionen oder der Regulation von Stresshormonen [3].

Linalool und das Nervensystem – Wirkung auf Körper und Psyche

Linalool ist eines der wenigen Terpene, dem eine direkte pharmakologische Wirkung auf das zentrale Nervensystem nachgewiesen wurde. Besonders interessant ist dabei sein Einfluss auf GABAerge und glutamaterge Signalwege, die maßgeblich für Entspannung, Angstregulation und Schlaf verantwortlich sind.

Sedierende und anxiolytische Effekte

Tierexperimentelle Studien belegen, dass Linalool angstlösende (anxiolytische) und beruhigende (sedierende) Eigenschaften besitzt, die mit klassischen Benzodiazepinen vergleichbar sind – allerdings ohne deren Abhängigkeitspotenzial oder kognitive Nebenwirkungen [4].

Linalool bindet unter anderem an:

  • GABA-A-Rezeptoren: Verstärkung der inhibitorischen Neurotransmission
  • Glutamat-Rezeptoren (NMDA): Hemmung übermäßiger neuronaler Erregung
  • Serotonerge Rezeptoren: Mögliche Modulation des emotionalen Gleichgewichts

In Inhalationsstudien mit Menschen konnte nachgewiesen werden, dass der Duftstoff Pulsfrequenz, Blutdruck und subjektives Stresslevel senkt [5].

Antikonvulsiv und neuroprotektiv

Darüber hinaus zeigt Linalool in präklinischen Studien antikonvulsive Eigenschaften, also eine Reduktion der Neigung zu epileptischen Anfällen [6]. Auch neuroprotektive Effekte, etwa bei oxidativem Stress oder Glutamat-induzierter Neurotoxizität, wurden beobachtet [7].

Potenzial bei neurologischen Erkrankungen

Durch diese kombinierte Wirkung wird Linalool zunehmend als interessanter Wirkstoffkandidat bei Schlafstörungen, Angststörungen, Depression, chronischem Stress und sogar neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer diskutiert – wobei hier noch klinische Studien fehlen [8].

Nutzen bei Schlafstörungen

Linalool steht seit einigen Jahren im Fokus der Schlafforschung, da es gleich mehrere schlaffördernde Mechanismen vereint: Stressreduktion, Angstreduktion, Sedierung und die Verbesserung der Schlafarchitektur. Zwar steckt die klinische Forschung hierzu noch in den Anfängen, doch die präklinischen und ersten humanen Daten sind vielversprechend.

Inhalative Anwendung: Dufttherapie mit Lavendelöl

Die meisten Erkenntnisse zu Linalool stammen aus Studien mit Lavendelöl, dessen beruhigende Effekte zu einem großen Teil dem hohen Linalool-Anteil (bis zu 40 %) zugeschrieben werden. Klinische Studien zeigen, dass inhalatives Linalool über Aromatherapie:

  • Einschlafzeit verkürzen kann,
  • die Schlafqualität subjektiv verbessert,
  • und das nächtliche Aufwachen reduziert [9].

In einer randomisierten kontrollierten Studie an älteren Patient:innen mit Schlafproblemen führte eine 20-minütige Lavendel-Inhalation vor dem Schlafengehen zu signifikant besserem Schlafverhalten und weniger Tagesmüdigkeit [10].

Orale Einnahme: Erste Studien zur systemischen Wirkung

Weniger gut erforscht ist die orale Einnahme von Linalool, etwa über ätherische Öle in Kapselform. Einzelne Studien berichten über eine Verbesserung der Schlaflatenz und weniger nächtliche Wachphasen, jedoch sind die Ergebnisse aufgrund kleiner Stichproben und uneinheitlicher Dosierungen schwer vergleichbar [11].

Potenzial für multimodale Schlafbehandlung

Besonders interessant ist Linalool im Kontext von kombinierten pflanzlichen Präparaten (z. B. mit Baldrian, Melisse oder Passionsblume). Studien legen nahe, dass es in diesen Kombinationen nicht nur synergistisch wirkt, sondern auch die Wirkung anderer Inhaltsstoffe verstärken kann [12].

Wichtig: Der schlaffördernde Effekt ist nicht sofort messbar wie bei Benzodiazepinen, sondern entfaltet sich bei regelmäßiger, abendlicher Anwendung über mehrere Tage hinweg.

Einsatz in der medizinischen Cannabistherapie

Auch wenn Linalool in vielen Heilpflanzen enthalten ist, wird es zunehmend in der medizinischen Cannabispraxis diskutiert – insbesondere bei Patient:innen mit Schlafproblemen, Angststörungen oder chronischen Schmerzen, bei denen herkömmliche Therapien unzureichend wirken. Dabei ist Linalool kein Cannabinoid, sondern ein sogenanntes Terpen, das in bestimmten Cannabissorten natürlicherweise vorkommt.

Linalool-haltige Cannabissorten – selten, aber wirksam

Im Vergleich zu dominanteren Terpenen wie Myrcen oder Limonen ist Linalool in medizinischen Cannabissorten deutlich seltener vertreten – meist in geringeren Konzentrationen. Dennoch berichten Patient:innen, dass bereits geringe Anteile (z. B. 0,1–0,5 %) in Kombination mit THC und/oder CBD eine spürbar beruhigende, schlaffördernde Wirkung entfalten können [13].

Sogenannte „Indica-dominante“ Sorten mit einem blumigen, lavendelartigen Aroma gelten als besonders geeignet. In der Praxis empfehlen Ärzt:innen und Apotheken vereinzelt Sorten mit dokumentiertem Linalool-Profil bei Patient:innen mit:

  • Schlafstörungen (Insomnie, Durchschlafprobleme),
  • ADHS mit abendlicher Unruhe,
  • PTSD mit Albträumen oder nächtlichem Aufschrecken,
  • chronischen Schmerzen mit stressbedingter Schlaflosigkeit.

Synergieeffekte: „Entourage-Effekt“ als Wirkprinzip

Die Wirkung von Linalool in Cannabis entfaltet sich nicht isoliert, sondern als Teil eines komplexen Zusammenspiels mit Cannabinoiden wie THC oder CBD. Dieses Zusammenspiel wird als Entourage-Effekt bezeichnet – eine Theorie, nach der

die Bioverfügbarkeit, Wirkungstiefe und Nebenwirkungsbalance von Cannabinoiden beeinflussen [14].

Beispielsweise scheint Linalool die psychoaktive Potenz von THC abzumildern und dessen Wirkung stärker in Richtung Sedierung zu verschieben. Dies macht linaloolreiche Sorten besonders interessant für den abendlichen Einsatz – ohne riskante Tagesmüdigkeit oder „High“-Effekt.

Forschungslage: Noch jung, aber wachsend

Aktuelle Studien zu Cannabis und Schlaf weisen mehrfach darauf hin, dass nicht nur THC oder CBD, sondern auch bestimmte Terpenprofile den Behandlungserfolg beeinflussen können. Dabei spielt Linalool eine zunehmend prominente Rolle, auch wenn bisher keine standardisierte Monotherapie mit Linalool zugelassen ist [15].

Konsumformen

In der medizinischen Anwendung – etwa als Bestandteil bestimmter Cannabissorten – ist ein verantwortungsvoller Umgang geboten. Während der Naturstoff grundsätzlich als gut verträglich gilt, können unter bestimmten Bedingungen unerwünschte Wirkungen oder Wechselwirkungen auftreten.

Anwendung über Inhalation, orale Zufuhr oder topisch

Im Rahmen der Cannabistherapie gelangt Linalool meist über die Inhalation (Vaporizer) oder die orale Einnahme (z. B. Öl, Extrakte) in den Körper. Eine gezielte Zufuhr isolierten Linalools ist derzeit nicht üblich – vielmehr wird der Terpengehalt über die Sortenauswahl bestimmt.

  • Cannabis verdampfen gilt als schnell und effektiv, besonders bei akuter innerer Unruhe oder Einschlafstörungen.
  • Orale Anwendung wirkt langsamer, dafür länger – etwa zur nächtlichen Sedierung oder bei chronischer Belastung.
  • Topische Anwendungen (z. B. in Lavendelölen) werden gelegentlich ergänzend genutzt, haben aber bei Schlafproblemen eher indirekte Wirkung.

Sicherheit und Nebenwirkungen

Linalool gilt in niedrigen Dosierungen als nicht toxisch. Es wurde von der FDA (USA) und dem Scientific Committee on Consumer Safety (EU) als sicher eingestuft – auch bei täglichem Kontakt durch Kosmetikprodukte. Dennoch sind individuelle Unverträglichkeiten möglich [16].

Mögliche Nebenwirkungen:

  • Kontaktallergien oder Hautreizungen bei topischer Anwendung (v. a. oxidierte Produkte)
  • Überempfindlichkeit bei Asthma oder chronischer Bronchitis bei starker Inhalation
  • Sedierung am Tag, wenn abendliche Anwendung nicht korrekt dosiert wird

In Kombination mit anderen beruhigenden Substanzen (z. B. Benzodiazepine, Antihistaminika, Alkohol) kann es zu verstärkter Müdigkeit oder Reaktionsverlangsamung kommen – insbesondere im Straßenverkehr.

Qualitätsaspekte bei Cannabisprodukten

Für Patient:innen mit medizinischer Cannabisverordnung ist es wichtig, zertifizierte Sorten mit bekanntem Terpenprofil zu wählen. Denn die Konzentration von Linalool kann stark schwanken – je nach Genetik, Anbau, Lagerung und Verarbeitung der Pflanze. Eine sachkundige Beratung durch Ärzt:innen oder Apotheker:innen ist hier unerlässlich.

Linalool als potenzieller Baustein der Schlaftherapie

Linalool zählt zu den vielversprechendsten pflanzlichen Wirkstoffen zur Unterstützung des Schlafs – nicht nur wegen seiner beruhigenden und angstlösenden Eigenschaften, sondern auch aufgrund seiner möglichen synergetischen Effekte mit anderen Cannabinoiden. Besonders in der medizinischen Cannabistherapie zeigt sich, dass Sorten mit erhöhtem Linalool-Anteil für bestimmte Patient:innengruppen – etwa mit Angststörungen, Migräne, ADHS oder chronischen Schlafproblemen – eine wertvolle therapeutische Option darstellen können.

Gleichzeitig gilt: Linalool ist kein isoliertes Wundermittel. Die Wirkung hängt maßgeblich vom Zusammenspiel mit weiteren Terpenen, Cannabinoiden und der individuellen Konstitution der Patient:innen ab. Die Datenlage ist vielversprechend, aber noch nicht flächendeckend gesichert – insbesondere, was klinische Studien zur isolierten Wirkung von Linalool betrifft.

In der praktischen Anwendung überzeugt Linalool durch:

  • eine gute Verträglichkeit,
  • breite Einsatzmöglichkeiten (z. B. über Cannabisblüten, ätherische Öle, Extrakte)
  • und vielfältige Wirkansätze (Sedierung, Anxiolyse, Verbesserung der Schlafarchitektur).

Zukünftige Forschung sollte klären, welche Dosierungen, Kombinationen und Anwendungsformen bei welchen Schlafstörungen den größten Nutzen bringen – und wie Linalool sich gezielt als Bestandteil einer individualisierten Schlaftherapie einsetzen lässt.

 

Verwendete Quellen:

[1] Linck, V. M. et al. (2010): Inhaled Linalool-induced Sedation in Mice. Phytomedicine, 17(8-9), 679–683.
[2] Peana, A. T. et al. (2002): Anti-inflammatory activity of linalool and linalyl acetate constituents of essential oils. Planta Medica, 68(08), 700–704.
[3] Koulivand, P. H. et al. (2013): Lavender and the Nervous System. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, 2013, Article ID 681304.
[4] Sato, Y. et al. (2007): Linalool enantiomers and their sedative effect in mice. Biological and Pharmaceutical Bulletin, 30(2), 302–304.
[5] Komiya, M. et al. (2006): Effect of Citrus Fragrance on Immune Function and Depression. Neuroimmunomodulation, 13(4), 213–219.
[6] Ghosh, S. et al. (2013): The role of the endocannabinoid system in sleep regulation. Current Neuropharmacology, 11(2), 123–129.
[7] Russo, E. B. (2011): Taming THC: Potential Cannabis Synergy and Phytocannabinoid-terpenoid Entourage Effects. British Journal of Pharmacology, 163(7), 1344–1364.
[8] Hritcu, L. et al. (2012): Effect of inhaled linalool on memory performance and anxiety in rats. Flavour and Fragrance Journal, 27(5), 389–393.
[9] Rombolà, L. et al. (2022): Role of linalool in CNS modulation: pharmacology and applications. Frontiers in Pharmacology, 13, 832762.
[10] Scuteri, D. et al. (2021): Cannabis and Terpenes for Sleep Disorders: Mechanisms and Implications. Biomedicines, 9(9), 1247.
[11] Hertig, J. B. et al. (2019): Lavender oil-patch therapy in generalized anxiety disorder: a randomized, placebo-controlled study. Frontiers in Psychiatry, 10, 780.
[12] Meissner, K. et al. (2023): Cannabis und Schlaf – Eine systematische Analyse klinischer Daten. Deutsches Ärzteblatt International, 120(6), 101–108.
[13] Fischedick, J. (2017): Cannabis chemovar variation and terpenoid biosynthesis. Cannabis and Cannabinoid Research, 2(1), 34–47.
[14] Kessler, R. et al. (2020): Medizinisches Cannabis: Potenziale bei Schlafstörungen. Somnologie, 24, 15–23.
[15] Baron, E. P. (2018): Medicinal Properties of Cannabinoids, Terpenes, and Flavonoids. Headache: The Journal of Head and Face Pain, 58(7), 1139–1186.
[16] MacCallum, C. A., Russo, E. B. (2018): Practical considerations in medical cannabis administration and dosing. European Journal of Internal Medicine, 49, 12–19.

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