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Was ist CBDV?

Chemische Eigenschaften und Abgrenzung zu CBD

Cannabidivarin (CBDV) gehört zur Gruppe der sogenannten Varin-Cannabinoide. Diese zeichnen sich durch eine verkürzte Seitenkette von drei Kohlenstoffatomen (C3) aus, während die bekannteren Cannabinoide wie THC oder CBD eine fünf Kohlenstoffatome lange Seitenkette (C5) besitzen. Diese kleine strukturelle Veränderung hat erhebliche Auswirkungen auf die pharmakologischen Eigenschaften: CBDV ist – wie CBD – nicht psychotrop und entfaltet seine Wirkung nicht über eine klassische CB1-Rezeptorbindung [1].

Historische Entdeckung und Abgrenzung zu CBD

CBDV wurde erstmals Ende der 1960er-Jahre isoliert und beschrieben, als man systematisch verschiedene Cannabis-Landrassen auf ihre Cannabinoidprofile untersuchte [2]. Während CBD in fast allen Cannabissorten vorkommt, findet man CBDV nur in bestimmten genetischen Linien, häufig in traditionellen Landrassen mit afrikanischem oder asiatischem Ursprung. Chemisch ist CBDV das „Varin-Analog“ zu CBD: Die Grundstruktur ist nahezu identisch, lediglich die Seitenkette ist verkürzt [3].

Natürliches Vorkommen

Das Vorkommen von CBDV ist naturgemäß begrenzt. Besonders häufig tritt es in bestimmten indischen und afrikanischen Sativa-Landrassen auf, während moderne Hybrid-Sorten, die auf hohe THC-Gehalte gezüchtet wurden, meist nur geringe Mengen enthalten [4]. Durch gezielte Züchtung und biotechnologische Verfahren versucht man heute jedoch, Sorten mit höheren CBDV-Gehalten für medizinische Anwendungen verfügbar zu machen.

Wie wirkt CBDV im Körper?

Bindung an CB1-/CB2-Rezeptoren

CBDV zeigt – ähnlich wie CBD – praktisch keine relevante Affinität zu den klassischen Cannabinoidrezeptoren CB1 und CB2. Daher entfaltet es keine berauschende oder psychotrope Wirkung. In pharmakologischen Studien wird CBDV häufig als „nicht-CB1/CB2-aktiv“ beschrieben, was es für die Entwicklung sicherer, nicht-psychoaktiver Medikamente besonders interessant macht [5].

Wirkung auf TRP-Kanäle

Stärker ausgeprägt ist die Wirkung von CBDV auf die sogenannten Transient Receptor Potential-Kanäle (TRP-Kanäle). Insbesondere TRPV1, TRPV2 und TRPA1 werden durch CBDV moduliert [6]. Diese Kanäle spielen eine Schlüsselrolle in der Schmerzwahrnehmung, Entzündungsreaktionen und bei neuronaler Erregbarkeit. Die Interaktion erklärt einen Teil der antikonvulsiven (antiepileptischen) Effekte, die in präklinischen Studien beobachtet wurden.

Einfluss auf Ionenkanäle

CBDV beeinflusst auch spannungsabhängige Natrium- und Kaliumkanäle, die für die neuronale Erregungsleitung essenziell sind [7]. Diese Mechanismen sind insbesondere für die Epilepsietherapie relevant, da viele klassische Antiepileptika genau an diesen Kanälen angreifen. CBDV könnte hier einen alternativen, synergistischen Ansatz bieten.

Unterschiede zu CBD

Obwohl CBDV und CBD strukturell eng verwandt sind, zeigen sich im neuronalen Bereich teils unterschiedliche Wirkstärken. CBDV scheint bei bestimmten epileptischen Anfallsmodellen sogar eine höhere Wirksamkeit aufzuweisen als CBD [8]. Zugleich fehlen jedoch die ausgeprägten anxiolytischen und antiinflammatorischen Eigenschaften, die für CBD beschrieben wurden.

Bedeutung von Dosis und Applikationsform

Wie bei anderen Cannabinoiden hängt die Wirkung stark von der Dosis und der Applikationsform ab. Orale Einnahme führt zu einem verzögerten Wirkeintritt und einer variablen Bioverfügbarkeit, während sublinguale oder inhalative Applikationen schneller wirken. Da CBDV bisher kaum klinisch eingesetzt wird, sind pharmakokinetische Daten noch begrenzt [9].

Medizinische Einsatzbereiche von CBDV

Epilepsie & Krampfleiden

Der am besten untersuchte Einsatzbereich von CBDV ist die Behandlung von Epilepsien. In Tiermodellen konnte gezeigt werden, dass CBDV die Anfallsfrequenz signifikant reduziert [10]. Besonders im Zusammenhang mit genetisch bedingten Epilepsien wie dem Dravet-Syndrom wird CBDV derzeit klinisch untersucht. Erste Studien weisen darauf hin, dass CBDV ähnlich wie CBD antikonvulsiv wirken kann – jedoch über teils andere Mechanismen.

Neurologische Entwicklungsstörungen

CBDV wird auch im Kontext von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) und dem Rett-Syndrom erforscht. In präklinischen Arbeiten zeigte es positive Effekte auf soziale Verhaltensweisen und neuronale Plastizität [11]. Klinische Pilotstudien laufen, sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Hier besteht ein erhebliches Potenzial, da konventionelle Medikamente oft nur unzureichend wirken.

Entzündungshemmung & Schmerz

Tierexperimentelle Studien weisen darauf hin, dass CBDV eine entzündungshemmende Wirkung entfaltet, vermutlich über TRP-Kanäle und indirekt über die Endocannabinoidmodulation [12]. Auch in Modellen neuropathischer Schmerzen konnte eine Reduktion der Schmerzreaktion nachgewiesen werden.

Gastrointestinale Effekte

Besonders interessant ist der Einfluss von CBDV auf den Verdauungstrakt. In Modellen von Colitis ulcerosa und Reizdarmsyndrom konnte CBDV Entzündungen hemmen und die Darmmotilität regulieren [13]. Diese Daten sind bislang auf Tiere beschränkt, könnten aber perspektivisch den Einsatz bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen begründen.

Weitere potenzielle Anwendungsfälle

Neben den genannten Schwerpunkten wird CBDV auch auf mögliche Wirkungen bei Muskeldystrophien, Übelkeit sowie Hauterkrankungen untersucht. Präklinische Daten deuten auf eine Normalisierung gestörter Kalziumkanalfunktion bei Muskeldystrophien hin [14]. Auch in der Onkologie und Dermatologie sind erste Forschungsansätze dokumentiert, jedoch ohne klinische Studien am Menschen.

Risiken und Nebenwirkungen von CBDV

Kurzfristige Nebenwirkungen

Nach bisherigem Stand gilt CBDV als gut verträglich. Klinische Pilotstudien zeigten nur milde unerwünschte Effekte wie Müdigkeit, gastrointestinale Beschwerden oder Kopfschmerzen [15]. Diese Nebenwirkungen ähneln jenen, die auch bei CBD beobachtet werden, treten aber seltener und in geringerer Intensität auf.

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Da CBDV wie CBD über das Cytochrom-P450-System (CYP450) in der Leber verstoffwechselt wird, besteht ein Risiko für Wechselwirkungen mit Medikamenten, die dieselben Enzyme nutzen. Dazu zählen z. B. Antiepileptika, Antidepressiva oder Blutgerinnungshemmer [16]. Daten zur genauen Enzyminteraktion liegen bislang begrenzt vor, doch die Mechanismen sind vermutlich ähnlich wie bei CBD.

Sicherheit und Datenlage bei Langzeitanwendung

Langzeitstudien am Menschen fehlen bisher. Tierstudien und die wenigen klinischen Daten deuten jedoch auf eine günstige Sicherheitsbilanz hin, insbesondere da CBDV im Gegensatz zu THC nicht psychotrop wirkt [17]. Dennoch ist unklar, wie sich eine längerfristige oder hochdosierte Einnahme auf Leberwerte, Hormonhaushalt oder neurologische Funktionen auswirkt. Hier sind weitere klinische Untersuchungen notwendig.

CBDV im Vergleich zu anderen Cannabinoiden

Unterschiede zu THC

Im Gegensatz zu THC bindet CBDV kaum an CB1-Rezeptoren und entfaltet daher keine psychoaktiven Wirkungen [18]. Dies macht es zu einem vielversprechenden Kandidaten für die neurologische und pädiatrische Anwendung, etwa bei Epilepsie oder Entwicklungsstörungen.

Unterschiede zu CBD

CBDV weist ähnliche Sicherheits- und Verträglichkeitsprofile wie CBD auf, unterscheidet sich jedoch in seinen neuroprotektiven und antiepileptischen Effekten. Studien zeigen, dass CBDV stärker als CBD in neuronale Ionenkanäle (z. B. Natrium- und Kaliumkanäle) eingreift und dadurch möglicherweise eine spezifischere Wirkung bei Krampfleiden entfaltet [19].

Zusammenspiel mit CBD und THCV bei Epilepsie & Stoffwechselstörungen

Präklinische Modelle deuten darauf hin, dass CBDV in Kombination mit CBD eine verstärkte antikonvulsive Wirkung entfalten kann. Auch eine mögliche Synergie mit THCV wird untersucht, insbesondere im Hinblick auf Stoffwechselstörungen und Appetitregulation [20].

Potenzielle Rolle im Entourage-Effekt

CBDV könnte im Rahmen des sogenannten Entourage-Effekts eine besondere Rolle spielen, indem es die Wirkung anderer Cannabinoide moduliert. Vor allem in Kombination mit CBD und Terpenen könnte es synergistisch zur Linderung von Krampfanfällen oder Entzündungen beitragen [20].

Forschung & Zukunftsperspektiven

Aktuelle Studienlage

Die Forschung zu Cannabidivarin (CBDV) steckt noch in den Kinderschuhen, doch es gibt bereits präklinische und erste klinische Daten. Besonders im Bereich Epilepsie (z. B. Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndrom) wurden vielversprechende Ergebnisse erzielt [21]. Auch bei Autismus-Spektrum-Störungen laufen klinische Studien, die Effekte auf soziale Interaktion, Reizverarbeitung und Verhaltensauffälligkeiten untersuchen [22].

Offene Fragen

Trotz dieser Fortschritte bestehen noch wesentliche Unsicherheiten: Welche Dosierungen sind wirksam und sicher? Lässt sich CBDV ähnlich breit einsetzen wie CBD oder beschränkt es sich auf neurologische Indikationen? Hinzu kommen regulatorische Hürden, da CBDV in den meisten Ländern nicht gesondert reguliert, aber rechtlich oft an THC/CBD gekoppelt ist [22].

Potenzial für neue Therapien

Das Potenzial von CBDV geht über Epilepsie hinaus: Es wird auf mögliche Anwendungen bei entzündlichen Darmerkrankungen, neurologischen Entwicklungsstörungen und sogar seltenen genetischen Erkrankungen wie Muskeldystrophien untersucht [23]. Sollte sich die gute Verträglichkeit bestätigen, könnte CBDV zu einem wichtigen Baustein in der modernen Cannabinoidmedizin werden.

 

Verwendete Quellen:

[1] Hill, A.J. et al. (2012): Cannabidivarin is anticonvulsant in mouse and rat. British Journal of Pharmacology.
[2] Jürgens, T. et al. (2019): Phytocannabinoids: current knowledge and future perspectives. Pharmacological Research.
[3] ElSohly, M.A. & Slade, D. (2005): Chemical constituents of marijuana: the complex mixture of natural cannabinoids. Life Sciences.
[4] Iannotti, F.A. et al. (2014): Nonpsychotropic plant cannabinoids, cannabidivarin (CBDV) and cannabidiol (CBD), activate and desensitize TRPV1 channels in vitro. British Journal of Pharmacology.
[5] Hill, A.J. et al. (2013): Cannabidivarin (CBDV) suppresses epileptiform activity in vitro and seizure behavior in vivo. Epilepsia.
[6] Amada, N. et al. (2013): Cannabidivarin (CBDV) suppresses pentylenetetrazole-induced seizures in rats. Neuropharmacology.
[7] Pertwee, R.G. (2008): The diverse CB1 and CB2 receptor pharmacology of three plant cannabinoids: Δ9-THC, cannabidiol and cannabidivarin. British Journal of Pharmacology.
[8] Devinsky, O. et al. (2018): Trial of cannabidiol for drug-resistant seizures in the Dravet syndrome. New England Journal of Medicine.
[9] Zamberletti, E. et al. (2019): Cannabidivarin (CBDV) rescues behavioral alterations in a mouse model of Rett syndrome. Neuropharmacology.
[10] Kaplan, J.S. et al. (2017): Cannabidiol attenuates seizures and social deficits in a mouse model of Dravet syndrome. PNAS.
[11] Pretzsch, C.M. et al. (2019): Effects of cannabidivarin (CBDV) on brain excitation and inhibition systems in adults with autism spectrum disorder: A single-dose trial. Translational Psychiatry.
[12] Rock, E.M. et al. (2013): Cannabinoid modulation of nausea and vomiting: role of CB1 and 5-HT3 receptors. British Journal of Pharmacology.
[13] Romano, B. et al. (2019): Cannabinoid receptor-independent anti-inflammatory and antinociceptive effects of cannabidivarin. Pharmacological Research.
[14] Devinsky, O. et al. (2014): Cannabidiol: pharmacology and potential therapeutic role in epilepsy and other neuropsychiatric disorders. Epilepsia.
[15] Gaston, T.E. & Friedman, D. (2017): Pharmacology of cannabinoids in the treatment of epilepsy. Epilepsy & Behavior.
[16] Perucca, E. (2017): Cannabinoids in the treatment of epilepsy: Hard evidence at last? Journal of Epilepsy Research.
[17] Iannotti, F.A. et al. (2020): Phytocannabinoids: An update on their pharmacological properties, therapeutic possibilities and toxicological effects. Handbook of Cannabis and Related Pathologies.
[18] Pertwee, R.G. (2015): Endocannabinoids and their pharmacological actions. Handbook of Experimental Pharmacology.
[19] Hill, T.D. et al. (2012): Cannabidivarin-rich cannabis extracts are anticonvulsant in mouse and rat. British Journal of Pharmacology.
[20] Pisanti, S. et al. (2017): Cannabidiol: State of the art and new challenges for therapeutic applications. Pharmacology & Therapeutics.
[21] Amada, N. et al. (2013): Cannabidivarin (CBDV) suppresses pentylenetetrazole-induced seizures in rats. Neuropharmacology.
[22] Pretzsch, C.M. et al. (2019): Effects of cannabidivarin (CBDV) on brain excitation and inhibition systems in adults with autism spectrum disorder: A single-dose trial. Translational Psychiatry.
[23] Cilio, M.R. et al. (2014): Cannabidiol and other cannabinoids as potential new antiepileptic drugs. Epilepsia.

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