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Cannabis bei Schlafstörungen – Stand der Forschung

Immer mehr Patient:innen berichten, dass ihnen medizinisches Cannabis beim Einschlafen hilft. Doch wie verlässlich sind diese Erfahrungen? Was zeigt die aktuelle Studienlage? Und worauf sollten Betroffene achten, wenn sie Cannabis im Rahmen einer Behandlung von Schlafstörungen verwenden? Dieser Beitrag beleuchtet den Stand der Forschung und zeigt Unterschiede zwischen THC und CBD im Bereich der Schlafregulation auf.

Warum spielt Schlaf eine so zentrale Rolle?

Schlafmangel wirkt sich auf nahezu alle biologischen Systeme aus – von der Immunabwehr über den Hormonhaushalt bis hin zur emotionalen Stabilität. Chronische Schlafstörungen gehen oft mit Belastungen wie Schmerzsyndromen, posttraumatischen Beschwerden, Stress oder neurodegenerativen Erkrankungen einher. Viele Patient:innen suchen nach alternativen oder ergänzenden Optionen zur klassischen Schlafmedikation – auch aufgrund der Abhängigkeitsrisiken bei Benzodiazepinen oder Z-Substanzen.

Wie wirken THC und CBD auf den Schlaf?

Die Forschung zeigt, dass Cannabinoide auf komplexe Weise in den Schlaf-Wach-Rhythmus eingreifen:

  • THC kann die Einschlafzeit verkürzen und das nächtliche Aufwachen reduzieren – allerdings teilweise zulasten des REM-Schlafs. Bei höheren Dosen kann es paradoxerweise auch Unruhe oder Albträume verstärken [1].
  • CBD wirkt dosisabhängig: In niedrigen Dosen kann es eher aktivierend wirken, in höheren Dosen hingegen beruhigend und angstlösend. Studien deuten darauf hin, dass CBD insbesondere bei stressbedingtem Einschlafversagen unterstützend wirken kann [2].

Die genaue Wirkung hängt von zahlreichen Faktoren ab: Tageszeit der Einnahme, Zusammensetzung des Präparats (z. B. Vollspektrumextrakt), individuelle Neurobiologie sowie Begleitfaktoren wie Schmerz oder Angst.

Was sagt die aktuelle Studienlage?

Die bisherige Evidenzlage ist gemischt – aber mit zunehmender Tendenz zur differenzierten Bewertung:

  • Eine systematische Übersicht von Babson et al. (2017) ergab, dass THC kurzfristig die Einschlafzeit verkürzen kann, langfristig jedoch mit Toleranzentwicklung und Schlafarchitekturveränderungen einhergehen kann [3].
  • Eine randomisierte Doppelblindstudie aus Australien (2021) mit einem THC/CBD-Vollspektrumextrakt zeigte bei Patient:innen mit chronischer Insomnie signifikante Verbesserungen in der Schlafeffizienz – ohne relevante Nebenwirkungen [4].
  • Die NASEM-Review (National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine, 2017) kommt zu dem Schluss, dass es moderate Evidenz für Cannabis bei Schlafstörungen im Zusammenhang mit chronischen Schmerzen oder PTSD gibt, nicht aber für idiopathische Insomnie [5].

Für wen kann medizinisches Cannabis bei Schlafstörungen sinnvoll sein?

Die Forschung zeigt am deutlichsten Nutzen in Fällen, bei denen Schlafprobleme begleitend zu anderen Beschwerden auftreten – etwa bei:

  • chronischen Schmerzen
  • posttraumatischer Belastung
  • neurologischen Diagnosen (z. B. MS)
  • Angststörungen oder depressiver Symptomatik

Hier kann Cannabis helfen, mehrere Symptome gleichzeitig zu lindern, etwa Schmerz, Unruhe und Schlafprobleme – ohne zusätzliche Schlafmittel einzusetzen.

Was sollten Patient:innen beachten?

  • Keine Selbstmedikation: Die Wirkung hängt stark von Dosis, Sorte und Einnahmezeitpunkt ab. Eine ärztliche Begleitung ist unerlässlich.
  • Langsam eindosieren: Insbesondere bei THC kann eine zu schnelle Steigerung zu gegenteiligen Effekten führen.
  • Tagesmüdigkeit vermeiden: Die Verkehrstauglichkeit am Morgen nach der Einnahme sollte individuell überprüft werden.
  • Schlaftagebuch führen: So können Wirkung und Nebenwirkungen besser nachvollzogen und angepasst werden.

Kein klassisches Schlafmittel

Cannabis ist kein klassisches Schlafmittel – kann aber bei bestimmten Diagnosen, in denen Schlafstörungen eine Rolle spielen, hilfreich sein. THC und CBD wirken unterschiedlich und sollten individuell dosiert werden. Die Studienlage entwickelt sich weiter – zeigt aber insbesondere in Kombination mit anderen Symptomen wie Schmerzen oder Ängsten ein zunehmendes Potenzial.

Literatur

[1] Babson KA et al. (2017): Cannabis, Cannabinoids, and Sleep: A Review of the Literature. Curr Psychiatry Rep. 19(4):23.
[2] Shannon S et al. (2019): Cannabidiol in Anxiety and Sleep: A Large Case Series. Perm J. 23:18-041.
[3] Suraev AS et al. (2021): A randomized trial of a full-spectrum cannabis extract for treating insomnia. Sleep. 44(11):zsab149.
[4] National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine. (2017): The Health Effects of Cannabis and Cannabinoids. Washington, DC: The National Academies Press.
[5] Russo EB. (2011): Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. Br J Pharmacol. 163(7):1344–64.