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Cannabis bei Schlafstörungen – Stand der Forschung

Schlafstörungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen. Sie äußern sich in Einschlaf- und Durchschlafproblemen, nicht erholsamem Schlaf und führen tagsüber zu Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und verminderter Leistungsfähigkeit. Chronische Schlafprobleme können das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Depressionen und Angststörungen erhöhen.

Standardtherapien wie Schlafhygiene, kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (CBT-I) und Hypnotika/Z-Drugs sind wirksam, doch nicht alle Patient:innen profitieren oder tolerieren sie. Hypnotika bergen zudem Risiken wie Abhängigkeit, Rebound-Insomnie und Sturzgefahr bei älteren Menschen.

Vor diesem Hintergrund rückt der Anwendungsfall „Cannabis bei Schlafstörungen“ in den Fokus. In Beobachtungsstudien berichten viele Patient:innen über eine Verbesserung von Schlafqualität und Einschlaflatenz unter medizinischem Cannabis (Babson et al. 2017, Curr Psychiatry Rep 19(4):23; Kaufmann et al. 2021, J Clin Sleep Med 17(2):255–262).

Auch erste klinische Studien liefern Hinweise: In einer Pilotstudie verbesserten THC/CBD-Extrakte subjektive Schlafqualität und Einschlafzeit bei Patient:innen mit Insomnie (Suraev et al. 2020, Sleep 43(10):zsaa128). In einer randomisierten Crossover-Studie verkürzte niedrig dosiertes THC die Einschlaflatenz, während höhere Dosen den nächsten Tag mit Schläfrigkeit belasteten (Cousens & DiMascio 1973, Psychopharmacologia 33:355–364).

Es gibt kein zugelassenes Cannabisarzneimittel für primäre Schlafstörungen; die bisherige Evidenz ist vorläufig und heterogen (Suraev et al. 2020; Babson et al. 2017).

Warum Cannabinoide bei Schlafstörungen wirken könnten

Das Endocannabinoid-System (ECS) ist ein zentraler Regulator des Schlaf-Wach-Rhythmus. Endogene Cannabinoide wie Anandamid modulieren die Schlafarchitektur, insbesondere die Übergänge zwischen Wachheit, Non-REM- und REM-Schlaf. In Tiermodellen zeigte sich, dass eine Aktivierung des ECS die Schlafdauer verlängern und den REM-Schlaf modulieren kann (Murillo-Rodríguez et al. 2006, Pharmacol Biochem Behav 83(3):408–417; Suraev et al. 2020, Curr Sleep Med Rep 6:32–45).

THC wirkt als partieller Agonist am CB1-Rezeptor. In niedrigen Dosen kann es die Einschlaflatenz verkürzen und die subjektive Schlafqualität verbessern; gleichzeitig verändert es dosisabhängig die REM-Schlafanteile (Cousens & DiMascio 1973, Psychopharmacologia 33:355–364). Hohe Dosen sind mit Tagesmüdigkeit und kognitiver Verlangsamung am Folgetag verbunden.

CBD hat ein anderes Wirkprofil: In niedrigen bis mittleren Dosen kann es beruhigend wirken und den Schlaf fördern, während hohe Dosen eher wachmachend/aktivierend sein können. Diese zweiphasige Wirkung wird in präklinischen und experimentellen Studien beschrieben (Babson et al. 2017, Curr Psychiatry Rep 19(4):23).

Auch Kombinationen aus THC und CBD – wie in einigen Extrakten oder Sprays – werden untersucht, um Einschlaflatenz, Schlafkontinuität und Albträume zu beeinflussen (Nicholson et al. 2004, J Psychopharmacol 18(1):14–24).

Diese Mechanismen legen nahe, dass Cannabinoide auf verschiedene Aspekte des Schlafs einwirken können, allerdings abhängig von Dosis, Präparat und individueller Empfindlichkeit.

Studienlage

THC und THC/CBD-Kombinationen:

Bereits in den 1970er-Jahren untersuchten Cousens & DiMascio (1973, Psychopharmacologia 33:355–364) THC in unterschiedlichen Dosen auf die Einschlaflatenz. Sie fanden, dass niedrige Dosen das Einschlafen erleichterten, während höhere Dosen zwar den Schlaf ebenfalls beeinflussten, jedoch zu verstärkter Tagesmüdigkeit führten.

Nicholson et al. (2004, J Psychopharmacol 18(1):14–24) prüften in einer doppelblinden Studie verschiedene THC/CBD-Kombinationen. Ergebnis: Kombinationen mit moderatem THC-Anteil verbesserten die subjektive Schlafqualität und verringerten nächtliche Wachphasen, während sehr THC-reiche Präparate häufiger Schläfrigkeit am Folgetag verursachten.

Medizinisches Cannabis bei chronischen Schmerzen – Nebeneffekte auf Schlaf:

In einer Crossover-Studie zu inhalativem Cannabis bei chronischen Schmerzen berichteten Patient:innen besseren Schlaf als Nebeneffekt der Schmerzreduktion (Ware et al. 2010, CMAJ 182(14):E694–E701).

CBD/Extrakte bei Insomnie:

Suraev et al. (2020, Sleep 43(10):zsaa128) untersuchten einen CBD/THC-Extrakt bei primärer Insomnie in einer Pilotstudie. Sie fanden verkürzte Einschlaflatenz, längere Schlafdauer und subjektiv bessere Schlafqualität innerhalb weniger Wochen.

Beobachtungsdaten:

Babson et al. (2017, Curr Psychiatry Rep 19(4):23) und Kaufmann et al. (2021, J Clin Sleep Med 17(2):255–262) werteten Patient:innenberichte aus und fanden, dass viele unter medizinischem Cannabis besseren Schlaf angaben. Diese Daten sind jedoch rein deskriptiv und ohne Placebokontrolle.

Systematische Übersichten:

Suraev et al. (2020, Curr Sleep Med Rep 6:32–45) kommen in ihrer Übersichtsarbeit zu dem Schluss, dass Cannabinoide bei Schlafstörungen potenziell wirksam sein könnten, die Evidenz aber heterogen und begrenzt ist. Black et al. (2019, Lancet Psychiatry 6:995–1010) bestätigen den Forschungsbedarf.

Einordnung:

Die beste Evidenz liegt für THC/CBD-Kombinationen und Extrakte bei Einschlaflatenz und subjektiver Schlafqualität vor. Für isoliertes CBD gibt es bisher nur Beobachtungsdaten; für THC-haltige Präparate bestehen dosisabhängig Risiken für Tagesmüdigkeit und kognitive Beeinträchtigung.

Sicherheit und Nebenwirkungen

THC / THC-reiche Präparate

  • Häufig: Schläfrigkeit/Benommenheit am Folgetag, Schwindel, Mundtrockenheit, gelegentliche kognitive Verlangsamung; dosisabhängig häufiger (Cousens & DiMascio 1973, Psychopharmacologia 33:355–364; Nicholson et al. 2004, J Psychopharmacol 18(1):14–24).
  • Schlafarchitektur: Verkürzung der Einschlaflatenz möglich, aber Veränderungen im REM-Anteil; Rebound-Effekte nach Absetzen sind beschrieben (Cousens & DiMascio 1973, Psychopharmacologia 33:355–364; Babson et al. 2017, Curr Psychiatry Rep 19(4):23).
  • Risiken: Bei höheren Dosen Angst/Dysphorie, Beeinträchtigung von Aufmerksamkeit und Reaktionszeit (relevant für Verkehr/Arbeit) (Nicholson et al. 2004, J Psychopharmacol 18(1):14–24).

CBD / CBD-dominante Extrakte

  • Verträglichkeit: Meist gut; berichtet werden Schläfrigkeit, gastrointestinale Beschwerden, teils verminderter Appetit. In hohen Dosen können Transaminasen ansteigen – v. a. bei Komedikation (Devinsky et al. 2017, N Engl J Med 376:2011–2020).
  • Insomnie-Pilotdaten: In kleinen Studien wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse berichtet; leichte Müdigkeit kam vor (Suraev et al. 2020, Sleep 43(10):zsaa128).

Interaktionen & Vorsicht

  • Additive Sedierung mit Benzodiazepinen, Z-Drugs, Antihistaminika, Alkohol (Babson et al. 2017, Curr Psychiatry Rep 19(4):23).
  • CYP-Interaktionen (CBD): Hemmung u. a. von CYP2C19/CYP3A4 kann Plasmaspiegel anderer Arzneien erhöhen; bei höherer Dosis Leberwerte und klinische Verträglichkeit kontrollieren (Devinsky et al. 2017, N Engl J Med 376:2011–2020).

Einordnung

Das Nebenwirkungsprofil ist überwiegend mild bis moderat und dosisabhängig. Langsame Titration, niedrige Abenddosen und Prüfung von Komedikation reduzieren Risiken; dennoch bleibt die Langzeitsicherheit unzureichend untersucht (Suraev et al. 2020, Curr Sleep Med Rep 6:32–45; Black et al. 2019, Lancet Psychiatry 6:995–1010).

Off-Label-Use und offene Forschungsfragen

Für primäre Schlafstörungen gibt es kein zugelassenes Cannabisarzneimittel. Alle Anwendungen erfolgen off-label und stützen sich auf Pilotstudien und Beobachtungsdaten ohne belastbare Wirksamkeitsnachweise (Suraev et al. 2020, Sleep 43(10):zsaa128; Babson et al. 2017, Curr Psychiatry Rep 19(4):23; Black et al. 2019, Lancet Psychiatry 6:995–1010).

Offene Fragen:

  • Wirksamkeit: Bisher liegen nur kleine RCTs zu THC/CBD-Kombinationen und Pilotstudien zu Extrakten vor. Es ist unklar, ob die Effekte über Placebo hinausgehen und langfristig anhalten (Cousens & DiMascio 1973, Psychopharmacologia 33:355–364; Nicholson et al. 2004, J Psychopharmacol 18(1):14–24).
  • Präparate und Dosierung: Welche Wirkstoffprofile (THC-dominant, CBD-dominant, Kombinationen) und Dosierungen bei welchem Schlaftyp (Einschlafstörung, Durchschlafstörung, Albträume) optimal sind, ist nicht geklärt (Suraev et al. 2020, Sleep 43(10):zsaa128).
  • Schlafarchitektur: Es fehlen polysomnographische Daten zu REM/NREM-Veränderungen und Rebound-Effekten nach Absetzen (Babson et al. 2017, Curr Psychiatry Rep 19(4):23).
  • Langzeitsicherheit: Unklar ist, wie sich Cannabinoide bei längerer Anwendung auf Toleranzentwicklung, Tagesmüdigkeit, kognitive Funktionen und Abhängigkeitspotenzial auswirken (Black et al. 2019, Lancet Psychiatry 6:995–1010).
  • Kombination mit Standardtherapien: Daten zur Integration mit kognitiver Verhaltenstherapie für Insomnie (CBT-I) oder Hypnotika fehlen.
  • Patient:innen-Selektion: Es ist offen, bei welchen Untergruppen der Nutzen Risiken überwiegt – z. B. bei Insomnie im Rahmen von Schmerzen oder PTBS versus primärer Insomnie.

Praktische Konsequenz:

Der Einsatz von Cannabisarzneien bei Schlafstörungen ist derzeit eine individuelle Entscheidung, die eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung, niedrige Abenddosen und engmaschige ärztliche Kontrolle erfordert. Für belastbare Empfehlungen sind größere, placebokontrollierte Studien mit polysomnographischen Endpunkten notwendig (Suraev et al. 2020; Black et al. 2019).

Evidenzlage

Die aktuelle Evidenz zu Cannabisarzneien bei Schlafstörungen ist vorläufig und heterogen. Kleine klinische Studien deuten darauf hin, dass niedrig dosiertes THC oder THC/CBD-Kombinationen die Einschlaflatenz verkürzen und die subjektive Schlafqualität verbessern können (Cousens & DiMascio 1973, Psychopharmacologia 33:355–364; Nicholson et al. 2004, J Psychopharmacol 18(1):14–24; Suraev et al. 2020, Sleep 43(10):zsaa128). Beobachtungsdaten bestätigen, dass Patient:innen unter medizinischem Cannabis häufig von besserem Schlaf berichten (Babson et al. 2017, Curr Psychiatry Rep 19(4):23; Kaufmann et al. 2021, J Clin Sleep Med 17(2):255–262).

Gleichzeitig bestehen klare Grenzen: Es gibt kein zugelassenes Cannabisarzneimittel für primäre Schlafstörungen, die vorhandenen Studien sind klein, nicht standardisiert und oft unkontrolliert. Langzeitsicherheit, optimale Dosierung und Wirkstoffwahl (THC, CBD, Kombinationen) sind nicht geklärt (Suraev et al. 2020, Curr Sleep Med Rep 6:32–45; Black et al. 2019, Lancet Psychiatry 6:995–1010).

Das Sicherheitsprofil ist dosisabhängig: THC kann bei höheren Mengen Tagesmüdigkeit, kognitive Verlangsamung und Angst/Dysphorie auslösen; CBD wird überwiegend gut vertragen, kann aber in hohen Dosen Schläfrigkeit oder Leberenzymerhöhungen verursachen (Devinsky et al. 2017, N Engl J Med 376:2011–2020).

Der Einsatz von Cannabisarzneien bei Schlafstörungen bleibt daher off-label und sollte nur nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung, mit niedrigen Abenddosen, langsamer Titration und engmaschiger ärztlicher Kontrolle erfolgen. Für verlässliche Empfehlungen sind große, methodisch hochwertige, placebokontrollierte Studien mit polysomnographischen Endpunkten notwendig.

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