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Welche Cannabis-Medikamente sind in Deutschland verschreibungsfähig?

Seit Inkrafttreten des § 31 Abs. 6 SGB V im Jahr 2017 hat sich die medizinische Verwendung von Cannabis in Deutschland grundlegend verändert. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte verschreiben Cannabisarzneien zur Behandlung chronischer Schmerzen, neurologischer Erkrankungen oder Appetitverlust. Doch welche Formen von medizinischem Cannabis sind aktuell verschreibungsfähig? Dieser Beitrag gibt einen systematischen Überblick – evidenzbasiert und praxisnah.

Grundsätzlich unterscheidet man drei Kategorien

  1. Cannabisblüten (getrocknete Pflanzenteile)
  2. Cannabisextrakte (standardisierte Lösungen)
  3. Cannabisbasierte Fertigarzneimittel (z. B. Dronabinol, Nabiximols)

Alle drei Formen sind ärztlich verordnungsfähig und müssen über Apotheken abgegeben werden – Cannabisblüten und -extrakte per regulärem Kassenrezept, Dronabinol und Nabilon hingegen weiterhin mit BtM-Rezept. Die Auswahl erfolgt patientenindividuell, abhängig von Anwendungsfall, Verträglichkeit und bevorzugter Einnahmeform.

Cannabisblüten – natürlich, aber komplex in der Anwendung

Cannabisblüten sind getrocknete weibliche Blütenstände der Hanfpflanze mit einem definierten Gehalt an THC (meist 1–30 %) und ggf. CBD. Die Inhalation per Vaporizer ist aktuell die verbreitetste Applikationsform. Vorteil: schneller Wirkungseintritt. Nachteil: kurze Wirkungsdauer und erschwerte Dosierung.

  • Verfügbar in einer Vielzahl von Sorten mit unterschiedlichen Terpenprofilen
  • THC-reiche, CBD-dominierte und ausgewogene Sorten verfügbar

Studienlage: Positive Effekte bei chronischen Schmerzen, Spastik und Übelkeit. Einschränkungen bestehen bei exakter Dosissteuerung [1].

Cannabisextrakte – standardisiert und tropfbar

Extrakte basieren auf einem alkoholischen oder ölbasierten Auszug der Cannabispflanze. Sie bieten konstante THC/CBD-Gehalte und eignen sich für orale Tropftherapien. Häufig eingesetzt wird die THC-reiche Variante (z. B. mit 2,5 mg/ml THC), aber auch CBD-reiche oder balancierte Extrakte stehen zur Verfügung.

  • Vorteil: reproduzierbare Dosierung, keine Inhalation
  • Nachteil: verzögerter Wirkungseintritt (30–90 Min.)

Evidenz: Studien zeigen gute Wirkung bei Spastik, chronischem Schmerz und Tumorassoziierter Übelkeit [2, 3].

Cannabisbasierte Fertigarzneimittel – definiert, zugelassen, stabil

Drei Fertigarzneimittel sind derzeit in Deutschland zugelassen oder verkehrsfähig:

  1. Nabiximols (Sativex®): Oromukosales Spray (THC + CBD im Verhältnis 1:1) – zugelassen bei Spastik infolge MS
  2. Dronabinol (THC-Reinstoff) – als Rezeptur oder Tropfen (nicht zugelassen, aber verkehrsfähig)
  3. Nabilon (THC-Analogon) – zugelassen gegen Übelkeit unter Zytostatika
  • Alle drei müssen über Apotheken bezogen werden
  • Vorteil: hohe Produktsicherheit und klinisch erprobte Anwendung

Studienbasis: Starke Evidenz bei MS, Chemotherapie, HIV-assoziierter Appetitlosigkeit [4–6]

Wann zahlt die Krankenkasse?

Die Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen ist möglich, wenn:

  • eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt,
  • eine allgemein anerkannte Therapie nicht zur Verfügung steht oder nicht ausreicht,
  • eine positive Wirkung zu erwarten ist.

Ein Antrag auf Kostenübernahme muss vor Therapiebeginn gestellt werden, oft mit ausführlicher ärztlicher Begründung und ggf. Zusatzgutachten. Wird der Antrag nicht innerhalb von 3 Wochen (bzw. 5 Wochen bei Einschaltung des MD) beschieden, gilt er gemäß § 13 Abs. 3a SGB V als genehmigt („Genehmigungsfiktion“).

Cannabis ist mehr als nur Blüte

Die moderne Cannabismedizin umfasst heute weit mehr als nur das Rauchen von „Gras“. Blüten, Extrakte und Fertigarzneimittel stehen Ärzt:innen zur Verfügung – mit teils unterschiedlichem Wirkprofil und Applikationsweg. Die Wahl des richtigen Medikaments hängt dabei von vielen Faktoren ab: Indikation, Vorerkrankungen, Therapieziele und auch von der Art der Cannabiswirkstoffe.

Literatur

[1] Barakji J et al. Cannabinoids versus placebo for pain: a systematic review. PLoS ONE. 2023;18(1):e0267420.

[2] Hauser W et al. Systematic review of cannabis-based medicines for chronic pain. Eur J Pain. 2018;22(3):455–470.

[3] Koppel BS et al. Systematic review: medical marijuana in neurologic disorders. Neurology. 2014;82(17):1556–1663.

[4] Tramer MR et al. Cannabinoids for chemotherapy-induced nausea: a systematic review. BMJ. 2001;323:16–21.

[5] Whiting PF et al. Cannabinoids for medical use: a systematic review. JAMA. 2015;313(24):2456–2473.

[6] Müller-Vahl KR, Grotenhermen F. Cannabis und Cannabinoide in der Medizin. MWV, 2024.

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