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Cannabis bei Tourette-Syndrom – Ein Durchbruch in der Behandlung?

Das Tourette-Syndrom ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die durch motorische und vokale Tics gekennzeichnet ist. Viele Patient:innen leiden unter erheblichen sozialen und psychischen Belastungen. Konventionelle Neuroleptika wirken häufig nur eingeschränkt und verursachen teils erhebliche Nebenwirkungen. Umso mehr rückt medizinisches Cannabis in den Fokus der Behandlung.

Erste Hinweise aus Deutschland

Deutschland gilt als Vorreiter bei der Erforschung von Cannabis bei Tourette. Bereits seit den 1990er-Jahren untersucht Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl den Einsatz von THC-haltigem Medizinalcannabis zur Tic-Reduktion.

In einer der ersten randomisierten kontrollierten Studien zeigte sich: THC führt signifikant zur Tic-Reduktion, ohne relevante kognitive Einschränkungen [1]. Diese Ergebnisse wurden durch weitere Pilotstudien und Fallberichte bestätigt [2].

Warum hilft Cannabis bei Tourette?

Die genaue Ursache des Tourette-Syndroms ist nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine Dysregulation dopaminerger und endocannabinoider Systeme im Gehirn.

THC wirkt über CB1-Rezeptoren und moduliert die dopaminerge Aktivität im Basalganglien-System. Dies könnte die Tic-Ausprägung reduzieren. Zusätzlich berichten viele Betroffene über eine Verbesserung der Impulskontrolle, Schlafqualität und Angststörungen, die häufig mit Tourette einhergehen [3].

Was sagen Leitlinien und Studien?

Die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (2022) empfiehlt bei Versagen etablierter Therapien eine Einzelfallentscheidung zur Cannabis-Therapie unter ärztlicher Kontrolle [4].

Eine neuere Open-Label-Studie mit Cannabisblüten zeigte ebenfalls positive Effekte bei Tic-Stärke, Lebensqualität und Komorbiditäten – bei insgesamt guter Verträglichkeit [5].

Anwendung und Auswahl der Sorte

Besonders bewährt haben sich Sorten mit hohem THC-Gehalt und moderatem CBD-Anteil. Die inhalative Einnahme (z. B. Vaporizer) erlaubt eine schnelle Kontrolle bei akuten Tic-Anfällen.

Die Dosierung sollte einschleichend erfolgen, um unerwünschte psychotrope Effekte zu vermeiden. Eine enge Begleitung durch erfahrene Ärzt:innen ist essenziell.

Cannabis als vielversprechende Option

Für Patient:innen mit schwerem, therapieresistentem Tourette-Syndrom kann Medizinalcannabis eine bedeutsame Lebensqualitätsverbesserung bewirken. Die Studienlage ist zwar noch begrenzt, aber konsistent positiv. Deutschland nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein.

Literatur

[1] Müller-Vahl KR et al. (2002): Treatment of Tourette’s syndrome with delta-9-tetrahydrocannabinol (THC): a randomized crossover trial. Pharmacopsychiatry, 35(2): 57–61.

[2] Müller-Vahl KR et al. (2003): Cannabinoids: possible role in patho-physiology and therapy of Gilles de la Tourette syndrome. CNS Drugs, 17(11): 747–762.

[3] Müller-Vahl K. In: Müller-Vahl/Grotenhermen (Hrsg.), Cannabis und Cannabinoide in der Medizin. 2024.

[4] DGN-Leitlinie: Tics und Tourette-Syndrom, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, 2022.

[5] Thies M et al. (2022): Real-life experience with cannabis-based treatment in Tourette syndrome: Results from a German cohort study. Front Psychiatry, 13: 855958.

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