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Cannabis bei Multipler Sklerose – Spastik, Schmerzen, Lebensqualität

Warum Cannabis bei MS ein Thema ist

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die unter anderem zu Spastik, Schmerzen, Tremor und Blasenfunktionsstörungen führen kann. Trotz moderner Immuntherapien bleiben viele dieser Symptome bestehen und beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich.

Vor diesem Hintergrund rückt seit Jahren der Einsatz von Cannabisarzneien in den Fokus, vor allem zur Behandlung von therapieresistenter Spastik. Mehrere randomisierte Studien und systematische Reviews zeigen, dass cannabinoidhaltige Präparate wie Nabiximols (Sativex®) Spastiksymptome signifikant lindern und die Lebensqualität verbessern können (Zajicek et al. 2012, J Neurol Neurosurg Psychiatry 83(11):1125–1132; Collin et al. 2007, Eur J Neurol 14(3):290–296).

Wirkmechanismen

Das Endocannabinoid-System ist an der Regulation von Muskeltonus, Schmerz und Entzündung beteiligt – genau den Bereichen, in denen bei MS häufig Beschwerden auftreten. CB1-Rezeptoren sitzen unter anderem in motorischen Nervenzellen des Rückenmarks und in Schmerzbahnen, CB2-Rezeptoren vor allem auf Immunzellen.

THC kann über CB1-Rezeptoren Spastik und Schmerzempfinden dämpfen, während CBD verschiedene nicht-CB1/CB2-Zielstrukturen moduliert und so entzündungshemmend wirken könnte. In Kombination – wie z. B. in Nabiximols (Sativex®) – ergibt sich ein breiterer Wirkansatz auf neuronale Erregbarkeit, Muskelspannung und Immunprozesse (Pertwee 2002, Pharmacol Ther 95(2):119–143).

Studienlage zu Cannabisarzneien bei MS-Spastik

Die robusteste Evidenz zu Cannabis bei MS liegt für therapieresistente Spastik vor. Mehrere randomisierte, placebokontrollierte Studien haben den oromukosalen THC/CBD-Spray Nabiximols (Sativex®) untersucht:

  • In der Studie von Collin et al. 2007 (Eur J Neurol 14(3):290–296) zeigten sich bei Patient:innen mit MS-Spastik, die nicht ausreichend auf Standardtherapien ansprachen, signifikante Verbesserungen auf der Spastik-Skala und eine bessere Lebensqualität.
  • In einer größeren Phase-III-Studie von Zajicek et al. 2012 (J Neurol Neurosurg Psychiatry 83(11):1125–1132) bestätigten sich diese Ergebnisse: Rund 40 % der Behandelten erreichten eine klinisch relevante Reduktion ihrer Spastiksymptome, gegenüber 22 % unter Placebo.

Die Wirkung tritt meist innerhalb weniger Wochen ein und hält bei weitergeführter Therapie an. Diese Daten bilden die Grundlage für die Zulassung von Nabiximols bei therapieresistenter MS-Spastik in Europa.

Studienlage zu Schmerzen und anderen MS-Symptomen

Für neuropathische Schmerzen bei MS zeigen randomisierte Studien mit cannabisbasierten Präparaten moderate, aber klinisch relevante Effekte. In einer RCT mit einem THC/CBD-oromukosalen Spray berichteten Patient:innen signifikante Schmerzreduktionen gegenüber Placebo (Rog et al. 2005, J Neurol Neurosurg Psychiatry 76(12):1664–1669). Metaanalysen und Reviews bestätigen insgesamt einen kleinen bis mittleren Nutzen bei MS-Schmerz, allerdings mit Heterogenität zwischen Studien (Koppel et al. 2014, Neurology 82(17):1556–1563).

Zu weiteren MS-Symptomen ist die Evidenz gemischt:

  • Blasenfunktionsstörungen: Einzelne Studien deuten Verbesserungen an, die Datenlage ist jedoch uneinheitlich (Koppel et al. 2014, Neurology 82(17):1556–1563).
  • Tremor: RCTs zeigen überwiegend keine konsistenten Effekte (Zajicek et al. 2012, J Neurol Neurosurg Psychiatry 83(11):1125–1132).
  • Schlaf und Lebensqualität: In Studien mit Nabiximols wurden Verbesserungen subjektiver Schlafparameter und patientenberichteter Outcomes beobachtet, meist als sekundäre Endpunkte (Collin et al. 2007, Eur J Neurol 14(3):290–296).

In Summe sprechen die Daten für einen zusätzlichen Nutzen cannabisbasierter Präparate bei neuropathischen Schmerzen und teilweise bei Schlaf/Lebensqualität, während Effekte auf Tremor und Blasenfunktion bislang inkonsistent sind.

Sicherheit und Nebenwirkungen 

In RCTs und Langzeitbeobachtungen zu Nabiximols (THC/CBD, oromukosal) wurden Nebenwirkungen überwiegend als mild bis moderat berichtet. Am häufigsten: Schwindel, Müdigkeit/Schläfrigkeit, Mundtrockenheit, Übelkeit und gelegentlich Geschmacksstörungen (Zajicek et al. 2012, J Neurol Neurosurg Psychiatry 83(11):1125–1132; Collin et al. 2007, Eur J Neurol 14(3):290–296).

  • Dosisabhängigkeit: Unerwünschte Effekte nehmen mit der Dosis zu; langsame Titration reduziert Abbrüche.
  • Kognition/Motorik: Kurzfristige Beeinträchtigungen von Aufmerksamkeit/Reaktionszeit sind möglich, v. a. nach Dosissteigerungen.
  • Psychische Effekte: Angst, Dysphorie oder paranoide Gedanken sind selten und meist reversibel.
  • Kardiovaskulär: Gelegentliche Tachykardie/Orthostase unter THC-haltigen Präparaten.
  • Interaktionen: Additive Sedierung mit zentral dämpfenden Arzneien möglich; CYP-Interaktionen v. a. theoretisch relevant.

In den MS-Studien traten schwere unerwünschte Ereignisse selten auf und verteilten sich ähnlich auf Verum und Placebo; Therapieabbrüche erfolgten meist wegen Schwindel oder Übelkeit (Zajicek et al. 2012; Koppel et al. 2014, Neurology 82(17):1556–1563).

Regulatorischer Status in Deutschland

Für die Behandlung von therapieresistenter Spastik bei Multipler Sklerose ist der oromukosale THC/CBD-Spray Nabiximols (Handelsname Sativex®) in Deutschland zugelassen. Das Präparat kann von allen approbierten Ärzt:innen verschrieben werden, wenn Standardtherapien nicht ausreichend wirken (BfArM – Cannabis zu medizinischen Zwecken).

Nabiximols ist verschreibungspflichtig; bei gesetzlich Versicherten erfolgt die Kostenübernahme durch die GKV, wenn die Indikationskriterien erfüllt und eine Genehmigung nach § 31 Abs. 6 SGB V vorliegt.

Off-Label-Use und offene Forschungsfragen

Neben Nabiximols werden in Deutschland auch Cannabisblüten, -extrakte oder CBD-Produkte zur Behandlung von MS-Symptomen eingesetzt – meist off-label, also außerhalb einer Zulassung. Für diese Anwendungen ist die Evidenz deutlich schwächer und stützt sich vor allem auf kleine Studien, Registerdaten und Fallberichte (Koppel et al. 2014, Neurology 82(17):1556–1563).

Offene Fragen bestehen insbesondere bei:

  • Langzeitwirksamkeit über mehrere Jahre,
  • Optimaler Dosierung und Titration bei verschiedenen MS-Symptomen,
  • Kombinationsstrategien (z. B. mit Immuntherapien) und
  • Langzeitsicherheit, insbesondere kognitive und psychiatrische Effekte.

Bis diese Daten vorliegen, sollten solche Anwendungen individuell begründet und ärztlich eng begleitet werden.

Datenlage

Für MS-Spastik hat Nabiximols (Sativex®) eine solide Evidenz aus randomisierten, kontrollierten Studien. Für andere MS-Symptome oder nicht zugelassene Zubereitungen ist die Datenlage schwächer und stärker von Einzelfallentscheidungen geprägt.

Eine klare Indikationsstellung, ärztliche Begleitung und die Wahl standardisierter Präparate erhöhen Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlung (Zajicek et al. 2012, J Neurol Neurosurg Psychiatry; Collin et al. 2007, Eur J Neurol; Koppel et al. 2014, Neurology).

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